Finanztipps für Kleinanleger #11: “Vergessen Sie Kursprognosen!”

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Finanztipps für Kleinanleger #11: “Vergessen Sie Kursprognosen!”

Die Zukunft vorhersehen zu können, ist ein alter Menschheitstraum, den auch Börsen-Investoren hegen. Es wäre schön, künftige Kursentwicklungen treffend prognostizieren zu können. Dann könnte man heute bereits entsprechend agieren und würde quasi garantierte Gewinne erzielen.

Fragwürdig – Prognosen der Chart-Analyse

Es wird daher viel Mühe und Aufwand betrieben, um Kursprognosen zu erstellen. Dank moderner Computer-Technik ist es inzwischen möglich, ausgefeilte mathematisch-statistische Verfahren dafür einzusetzen. Ein beliebter Ansatz ist die Analyse historischer Kursverläufe. Das Ziel besteht darin, typische Kursmuster zu erkennen und daraus Vorhersagen für die weitere Entwicklung zu treffen. In diesem Sinne werden Charts darauf hin untersucht, ob es charakteristische Trends, Wendepunkte, Widerstandslinien, Wellenbewegungen usw. gibt.

Diese Chart-Analyse findet heute noch vielfach Anwendung im täglichen Börsengeschehen. Wissenschaftlich ist sie stark umstritten. Ökonomen sehen ein grundsätzliches Problem darin, Kurse auf der Basis historischer Verläufe vorherzusagen. Da sich in der Kursbildung vor allem Erwartungen an die Zukunft wiederspiegeln, sind Vergangenheitsdaten eigentlich ungeeignet für Prognosen. Ein gewisser Sinn wird der Chart-Analyse nur insofern zuerkannt, als viele Investoren daran glauben und danach handeln. Kurzzeitig kann die Kursentwicklung tatsächlich der Vorhersage folgen, für längerfristige Prognosen ist sie ungeeignet.

Gesamtwirtschaftliche Analyse – Rechnung mit Unbekannten

Ein anderer Ansatz besteht darin, die Börsenentwicklung auf der Basis gesamtwirtschaftlicher Rahmendaten vorherzusagen. Solche Betrachtungen zielen eher auf die Marktentwicklung allgemein oder auf bestimmte Branchen als auf Einzelwerte. Man versucht dann, auf der Basis einer Einschätzung der Konjunkturaussichten, der finanz- und geldpolitischen Rahmenbedingungen, weltwirtschaftlicher Entwicklungen und weiterer Faktoren eine Börsen-Prognose abzugeben.

Ein solche Prognosemethode ist längerfristig ausgerichtet als die Chart-Analyse und insofern fundierter, als sie versucht, einen Erklärungszusammenhang zwischen politisch-ökonomischen Sachverhalten und den Börsenkursen herzustellen. Das Problem besteht darin, dass eine Vielzahl von Variablen berücksichtigt werden muss, die Zusammenhänge oft komplex sind und sich trotz umfassender und gründlicher Analysen wesentliche Ereignisse nicht vorhersehen lassen. Eine Prognose wird dadurch schnell hinfällig. Gerade politische Entscheidungen und Entwicklungen sind oft erratisch, haben aber maßgeblichen Einfluss. So ließ sich vor zwei Jahren weder die Ukraine-Krise noch die Situation im Irak und Syrien so vorhersehen, auch nicht der Verfall der Ölpreise.

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Value Investing – Verzicht auf Kursprognosen

Das ernüchternde Fazit lautet daher: Auch mit noch so filigranen Verfahren kommen Kursprognosen nicht über das Stadium des Glaskugellesens hinaus. Erfolgversprechender ist dagegen eine Vorgehensweise, die auf Value Investing setzt. Diese Investitionsstrategie verzichtet auf Kursprognosen, sondern orientiert sich am sogenannten inneren Wert von Aktien bzw. Unternehmen. Ihr Instrument ist die sogenannte Fundamentalanalyse.

Dabei wird versucht, anhand von veröffentlichten Unternehmensdaten eine Vorstellung über den tatsächlichen Wert einer Aktie unabhängig vom jeweiligen Börsenkurs zu entwickeln. Das geschieht zum Beispiel durch entsprechende Kennzahlenanalysen und die Bewertung der publizierten Unternehmensstrategie. Es werden dann gezielt solche Aktien ausgewählt, die an der Börse aktuell “unterbewertet” sind. Dahinter steht die Vorstellung vorübergehender Marktineffizienzen, die sich zur Erzielung von Überrenditen ausnutzen lassen.

Ein Meister der Vaue Investing ist der amerikanische Multimilliardär Warren Buffet, der diese Strategie zu seiner persönlichen Anlagephilosophie machte und damit sehr erfolgreich geworden ist. Wer nach diesem Prinzip investiert, kann das Auf und Ab an den Börsen gelassen sehen. Entscheidend sind vielmehr Geduld und Durchhaltevermögen bei Investments.

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