Kleinanleger werden immer selbständiger – und das ist gut so

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Kleinanleger werden immer selbständiger – und das ist gut so

Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls eine Studie mehrerer deutscher Institute und Hochschulen, gemeinsam mit der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitzer (DSW). Kleinanleger treffen heute immer selbständigere und zum Großteil sehr kluge Entscheidungen. Das ist immerhin ein sehr überzeugendes Signal. Wir haben uns einmal näher angesehen, worauf sich die “klugen Entscheidungen” vor allem gründen, um empfehlenswerte Tipps und Strategien herauszufinden.

Die Situation der Aktionäre in Deutschland

Gleich einmal vorweg: viele sind es nicht. Aktionäre machen in Deutschland eindeutig die Minderheit aus, denn ein Großteil der Deutschen hält sich vom Aktienmarkt tunlichst fern und ist auch nur sehr wenig informiert. Man hat zwar bereits angedacht, dies tunlichst einmal auf großer Ebene ändern zu wollen. Bisher blieb es allerdings bei Absichtserklärungen in diesem Bereich und Werbung für irgendwelche Produkte ist ja nun nicht unbedingt ein Ersatz für tatsächliche Bildung.

Die Wirtschaftskrisen und die ökonomischen Katastrophen seit der Jahrtausendwende – von der Dotcom-Blase bis zur weltweiten Finanzkrise 2008 – und die rasanten Berg- und Talfahrten der Kapitalmärkte und die Unsicherheit wegen der Eurokrise und der weltweiten Situation der letzten Jahre haben die Zahl der Aktionäre noch weiter reduziert. Übrig geblieben ist nur noch ein kleines Häuflein Getreuer – die aber sehr gekonnt und umsichtig agieren und ganz eindeutig wissen, was sie tun. Diese kann man sich in jedem Fall zum Vorbild nehmen, wie eine gemeinsame Studie der Uni Leipzig, der FOM Hochschule für Ökonomie & Management und der DSW zeigt.

Auffälligstes Kriterium: Langfristige Anlagehorizonte

Anders als viele Großanleger und sogar Banken haben die Kleinanleger von heute in der Regel einen besonders langfristigen Anlagehorizont. Das geht aus der Studie ganz eindeutig hervor. Jenseits aller kurzfristigen, oft massiven Schwankungen macht man über viele Jahre gesehen in vielen Bereichen substanzielle Gewinne. Man muss ein wenig kaltblütig sein und darf sich nicht immer gleich erschrecken lassen, sondern mit ruhiger Miene den Kursen einfach ihren Lauf lassen. Was nach unten geht, geht irgendwann meist auch wieder nach oben und produziert am Ende Gewinn.

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Das steht in einem krassen Widerspruch zum Anlegeverhalten um die Jahrtausendwende: schon bei leichten Kursverlusten wurden Aktien dort häufig von Kleinanlegern hektisch abgestoßen, gekauft wurde oft erst wieder, wenn einem selbst schon die Bild-Zeitung dazu riet. Das hat vielfach zu Verlusten geführt, die auf lange Sicht mit etwas Geduld durchaus vermeidbar gewesen wären. Es war aber wahrscheinlich der Unkenntnis und der fehlenden Erfahrung der Neu-Anleger geschuldet – positiv war es jedenfalls nicht.

Die eigene, innere Stimme

Was aber beinahe noch viel wichtiger ist: Heutige Aktionäre lassen sich in ihren Entscheidungen kaum beeinflussen. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie sehr klar. Die Meinung von “anerkannten Experten”, selbsternannten Gurus und zahlreicher “Berater” aus allen möglichen Bereichen lassen viele der Aktionäre heute links liegen und wie man sieht, zahlt sich dies aus.

Sie treffen ihre eigenen Entscheidungen, vertrauen ihrem eigenen Urteil und verlassen sich nicht auf fremde Meinungen, Medienberichten oder Panikmache. Auch Banken werden als “Berater” häufig einfach ignoriert – was sich in vielen Fällen interessanterweise als gute Strategie erweist. Die von Banken aufgelegten “hauseigenen” Produkte für die Masse sind nicht immer unbedingt der Weisheit letzter Schluss (aber für die Bank und den Bankberater ist der Verkauf dieser Produkte an möglichst viele Menschen häufig mit finanziellem Erfolg verbunden).

Während um die Jahrtausendwende die Anleger vor allem von den Bankprodukten, von Medien-Hypes und völlig überzogenen Gewinnerwartungen in den Aktienmarkt getrieben wurden, fällen Aktionäre heute vor allem bewusste, realistische und nachhaltige Entscheidungen nach eigener Überlegung. Diese Strategie geht auf.

Das Risiko ist dabei breit gestreut. Der durchschnittliche Aktionär hat etwa die Hälfte seines Vermögens in Aktien angelegt, und die Anteilsscheine von durchschnittlich rund 20 Unternehmen in seinem Portfolio. Das macht das Risiko etwas kalkulierbarer und überschaubarer, ohne jedoch die Renditechancen langfristig allzu sehr zu mindern. Und auch die Kaltblütigkeit, in der Krise zu kaufen, kann sich lohnen. Als der DAX einige kapitale Abstürze hinlegte, waren unter den kaltblütigen, die Chance ausnutzenden Käufern auch gar nicht wenige Kleinanleger.

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Prädikat: Nachahmung empfehlenswert

Viele der heutigen Aktionäre agieren insgesamt gesehen sogar vernünftiger und erfolgreicher als viele Kapitalgesellschaften und Großanleger – teils auch, weil ihre Situation eine andere ist: Sie haben das Geld und müssen es sich nicht leihen, sie müssen keine ständig großartigen Gewinnaussichten hinbekommen, um damit zu werben, und sie bringen viel mehr Ruhe und Geduld mit. Alles das sind Eigenschaften, die auf dem Kapitalmarkt unbedingt von Vorteil sind. Und – um das noch einmal klar herauszustellen – auch deutlich erfolgreicher, als Geld auf dem Sparbuch oder dem Girokonto zu parken, wo ihm die niedrigen Zinsen und die Inflation langsam aber sicher den Garaus machen werden. Beim Investieren in Aktien, Fonds und anderen Wertpapieren könne Sie die Hilfe eines Bokers in Anspruch nehmen. Broker-Angebote finden Sie mit Hilfe unseres Vergleichsrechners bzw. mit Hilfe unserer Top-3 am Ende des Artikels.

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