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Ist die vermeintliche Sicherheit von Gold langfristig zu teuer?

In der Niedrigzinsphase ist guter Rat für viele Sparerinnen und Sparer teuer. Festverzinsliche Wertpapiere – wie beispielsweise Bundeswertpapiere – bieten selbst vor Abzug von Depotgebühren und Spesen keinen Wertzuwachs mehr, manche Finanzspezialisten plädieren inzwischen sogar dafür, Gold- und Edelmetalle in das Depot zu legen. Doch ist dies wirklich sinnvoll? Und fressen die im Gegensatz zu Aktien nicht gezahlten Dividenden viel zu viel an Chancen wieder auf? Ein kleiner Rückblick vom 1. Handelstag des Jahres 2016 zurück in das Jahr 2011 und 2006 bringt Licht ins Dunkel.

Und kann Sie zudem auch gegen die wahrscheinlichen Entwicklungen der nächsten Wochen wappnen: Viele Banken werden die Nullzinsphase ausweiten und testen, wie weit sie denn mit den Stammkunden gehen können. Oder ab wann die Bankkunden wie viele andere auch selbstbewusst auftreten und die bisherige Bank wechseln. Die Zeit dafür ist sehr günstig.

Unterschiedliche Wertberechnungsmethoden bei Edelmetallen und Wertpapieren

Die Renaissance der Edelmetalle ruht auf zwei wesentlichen Säulen, die sich allerdings als Pfeiler einer langfristigen Geldanlage-Strategie als durchaus brüchig erweisen: Einerseits ist es das Versprechen, dass insbesondere historische oder ältere Münzen so selten wären, dass die Menschen einen Aufschlag dafür bezahlen. Doch dieses Versprechen ist sehr tückisch und daran hängen sich viele Münzhändler an, die einen erheblichen Aufschlag zum Materialwert verlangen. Ob die Liebhaberei nach historischen Münzen in zehn oder fünfzehn Jahren noch vorhanden ist, kann niemand wirklich sagen. Im Extremfall werden Sie beim Wiederverkauf zu hören bekommen, dass man sich am reinen Gold- bzw. Edelmetallwert orientieren würde. Einige Edelmetall-Händler sind sich dieser Problematik bewusst wie beispielsweise die Degussa Goldhandel GmbH.

Dort findet sich bei einigen Edelmetall-Geschenken ein interessanter Hinweis: Demnach würden die “exklusiven ” Goldgeschenke folgende Preiskalkulation haben: Der “Kaufpreis vor Mehrwertsteuer [liegt] maximal dreißig Prozent über dem Wert eines vom Gewicht her vergleichbaren Investmentbarrens”. Wenn Sie diese Aussage in die Welt der Investmentfonds oder ETFs übertragen würden, dann gibt der Anbieter offen einen Ausgabe-Aufschlag von 30 % zu. Kommt bei einigen Souvenirs noch die Mehrwertsteuer hinzu, so verteuert sich das Investment um weitere 19 Prozent. So offen geht nicht jeder Anbieter um.

Der erste Hinweis beim Edelmetall-Kauf lautet deshalb immer: Berechnen Sie den reinen Materialwert und den Souvenir-/Liebhaber-/Seltenheitsaufschlag getrennt.

Bei Aktien und Investmentfonds hingegen werden die Investments zu den aktuellen Börsenkursen und dem üblichen Transaktionsentgelt der Wertpapierbörsen in das Depot genommen. Zudem können Sie als Anleger selbst festlegen, welche Investmentstrategie (Dividenden, Growth) gewählt wird. Bei Edelmetallen handelt es sich dagegen um relativ einheitliche Güter mit einer Wertentwicklung ohne jährliche Zinsen oder Dividenden. Hier steht die oftmals auch nur geschürte Furcht vor einer Krise im Vordergrund und die Hoffnung, dass Edelmetalle nicht von der Wirtschaftsentwicklung betroffen wären.

Der Fünf- und Zehn-Jahres Rückblick: Höhere Performance bei Gold, Silber oder Aktien?

Natürlich ist es schwierig, historische Entwicklungen in die Zukunft fortzuschreiben. Dennoch werden im Bereich von Investment und Geldanlage in der Regel bisherige Erfolge als ein möglicher Indikator für die zukünftige Entwicklung gesehen. Vergleichen wir die Kursentwicklung:

Die Feinunze Gold notierte im Börsenhandel in Frankfurt am ersten Handelstag des Jahres 2011 bei 1.059,25 Euro und konnte innerhalb der nächsten fünf Jahre (zum ersten Handelstag des Jahres 2016) keinen Wertzuwachs erzielen. Der Substanzwert dieser Geldanlage schmolz trotz einer fünfjährigen Haltedauer ab auf 1.001,9 Euro. Damit mussten Anleger einen Wertverlust von 5,4 % (gerechnet in der Heimatwährung Euro) hinnehmen. Der 10-Jahres-Vergleich für Gold zeigt dagegen einen erheblichen Wertzuwachs beginnend bei 440,67 Euro und den Wert zum Jahresanfang 2016 von 1.059,25 Euro an. Gold konnte seinen Wert binnen dieser zehn Jahre mehr als verdoppeln, in den Büchern stand eine Gesamtwertsteigerung von +240 %!

Diese beiden Performancewerte werden dann besonders aussagekräftig, wenn dieser Wert mit der Rendite eines Aktienindexes oder guten ETFs verglichen wird. Dafür können Sie entweder eine Wertpapierkennnummer eines guten ETFs anhand unseres Beitrages ETFs als ideale Geldanlage für Einsteiger heraussuchen oder der Übersichtlichkeit halber mit der Wertpapierkennnummer des DAX (WKN: 846900) arbeiten.

Am ersten Handelstag des Jahres 2006 schloss der DAX bei 5.523,62 Punkten und konnte bis zum Handelsbeginn 2016 – also exakt zehn Jahre später – auf 10.283,44 Punkte steigen. Dieses in 30 verschiedene, führende deutsche Unternehmen diversifizierende Investment konnte damit seinen Wert auf 186 % des investierten Betrages steigern. Dies ist im 10-Jahres-Vergleich nur unwesentlich schlechter als Gold und schlägt die festverzinslichen Wertpapiere um Längen. Hinzu kommt die Möglichkeit des “Stock pickings“: Anleger, die sich an der oberen bzw. besseren Hälfte der DAX-Werte orientierten, konnten in der Summe aus Substanzwertsteigerungen einen noch höheren Wertzuwachs erzielen. Im mittelfristigen 5-Jahres-Vergleich (Wertentwicklung DAX: 6.975,35-> 10.283,44 Punkte) wird die Vorteilhaftigkeit des DAX-Investments gegenüber dem schrumpfenden Wert von Gold nochmals deutlicher.

Die Feinunze Silber notierte zum Jahresanfang 2016 bei 12,75 Euro und musste gegenüber dem Vergleichskurs vor fünf Jahren einen erheblichen Rücksetzer hinnehmen. Anfang 2011 stand das Edelmetall noch mit 22,98 Euro in den Büchern. Musste also trotz der hohen Nachfrage der Industrie beinahe 45 % Wertverlust hinnehmen. Lediglich gegenüber dem Wert von vor zehn Jahren (7,75 Euro) konnte Silber einen Wertzuwachs erzielen. Wer allerdings mit einem Stop-Loss der einmal erzielten Höchstwerte arbeitete, der hätte rechtzeitig auf die Geldanlage in Aktien/ETFs umsteigen können.

Wertentwicklungschancen sind bessere Ratgeber als Krisenszenarien

Die E-Mail-Postfächer unserer Redaktion quellen im periodischen Wechsel immer mal wieder über: Einmal werden angeblich unschlagbare Depotsysteme und “Kursraketen” beworben, ein anderes Mal wird Noch-Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble und eine angebliche Vermögensabgabe ins Spiel gebracht, um allerlei mögliche Krisenszenarien entstehen zu lassen. Und dann natürlich das einzige Gegenmittel für eine erfolgreiche Geldanlage zu besitzen. Allerdings gehören dazu weder hochgepushte Kleinstaktien, noch ein ausschließlicher Edelmetall-Anteil. Dieser ist wohl eher ein Vehikel für eine kurzfristige Geldanlage!

Sinn von Edelmetall im Depot

Allerdings gibt es einige Szenarien, bei denen Edelmetall trotz einer oftmals nicht berauschenden Performance eine durchaus sinnvolle Ergänzung des Depots sein kann. Denken Sie dabei an die verschiedenen Arten von Devisenbewirtschaftung in nicht freien Marktwirtschaften oder ein mögliches Abwertungsszenario einer Währung: Aktuelles Beispiel könnten in Englischen Pfund fakturierende Anleger sein, die mit einem “Brexit” und einer Schwächung der eigenen Währung rechnen. Mögliche Krisenerwartungen im zweiten bzw. dritten Quartal 2016 könnten dann für leicht steigende Edelmetall-Notierungen sorgen, die durch den möglichen Währungsverlust des Pfunds für dortige Anleger auch noch gehebelt werden könnten.

Edelmetall könnte in der aktuellen wirtschaftlichen Situation auch für internationale Unternehmen sinnvoll sein, die mit massiven Schwankungen oder Währungsabwertungen rechnen und sich die erzielten Gewinne in einer Art Sachwert absichern wollen. Dafür spricht die Standardisierung beispielsweise des Feingoldes, welches anders als beispielsweise die Anlage in Diamanten – kein breites Feld für individuelle Kursbewertungen oder -abschläge lässt.

Das Investment in Edelmetalle ist deshalb neben einer inneren, intrinsischen Wertkomponente auch immer mit einer Versicherungskomponente behaftet. Aufgrund subjektiv wahrgenommener Risiken nehmen deshalb institutionelle Investoren auch gezielt eine nicht optimale Performance in Kauf.

Ein weiterer Lerneffekt darf aber beim Kauf nur einer einzigen, der ersten Münze nicht vergessen werden: Wer einmal eine Goldmünze oder einen Goldbarren in der Hand gehabt hat, der wird dieses Erlebnis so schnell nicht vergessen. In nur wenigen Gramm (einer Unze) ist ein Gegenwert gespeichert, der in Bargeld ausgedrückt einen enormen Betrag ausmacht. Gold ist deshalb auch ein Instrument zur Visualisierung von Werten. Insbesondere die Tscherwonez-Münze aus Russland oder ähnlich historische Münzen mit einem möglichst geringen Aufschlag zum Materialwert zeigen die Dauerhaftigkeit von Metall und dass einzelne Währungen durchaus auch vergänglich sein können.

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