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Sind Carry Trades für Kleinanleger interessant?

Der Handel und das Spekulieren mit Währungen sind in den letzten Jahren immer beliebter geworden, auch bei Privatanlegern. Man muss dabei aber zwischen verschiedenen Spekulationsformen unterscheiden.

Verschiedene Arten, mit Devisen zu spekulieren

Eine reine Devisenspekulation versucht, Kursschwankungen während eines bestimmten Zeitraums (teilweise auch innerhalb eines Tages, also sogenanntes Daytrading) auszunutzen. Arbitrage-Geschäfte hingegen versuchen, an einem bestimmten Zeitpunkt Kursunterschiede an verschiedenen Orten auszunutzen, um Gewinn zu machen. Eine Besonderheit sind dagegen sogenannte Carry-Trade-Geschäfte.

Beim Carry-Trade-Geschäft, auch CCT (Currency Carry Trade) genannt, wird ein Kredit in einem Land aufgenommen, in dem die Kreditzinsen möglichst niedrig sind, um damit Papiere zu kaufen, die einen hohen Zinsgewinn bringen. Damit sind die Soll-Zinsen (also die für den Kredit zu bezahlenden Zinsen) deutlich niedriger als die Haben-Zinsen (die Zinsen, die man für die Anlage erhält). Der Gewinn entsteht einerseits aus dieser Zinsspanne zwischen Soll- und Habenzins, als auch aus Schwankungen des Wechselkurses. Genau darin liegt allerdings auch das Risiko.

Praktisches Beispiel für einen Currency Carry Trade

Der Investor leiht sich eine bestimmte Summe Geld in beispielsweise japanischen Yen, zu einem Zinssatz von lediglich 0,5%. Angelegt wird in Dollar, weil dort eine Rendite von 4% zum Zeitpunkt des Abschlusses des Geschäfts zu erwarten ist.

Der Gewinn beträgt nun also – vorausgesetzt, die Bedingungen ändern sich nicht – mindestens 3,5 % der aufgenommenen Summe. Dazu kommt, wenn der Dollar gegenüber dem Yen aufgewertet und der Yen abgewertet wird, noch ein Gewinn aus der Kursdifferenz der beiden Währungen.

Risiken

Gerade als Kleinanleger muss man aber natürlich bei allen Anlageformen vor allem die Risiken im Auge haben. Beim Carry Trade geht man zwei ganz deutliche Risiken ein:

– das Risiko, dass sich die Zinsen (entweder Soll- oder Haben-Zinsen) zugunsten des Anlegers entwickeln
– das Risiko, dass sich die Wechselkursentwicklung negativ auswirkt

Das Risiko muss man hier insofern als recht hoch ansehen, da Währungen, gerade bei Ländern wie Japan, oft einmal ganz massive Aufwärtstrends haben können. Weil dann viele versuchen, aus Spekulationsgeschäften auszusteigen, wird die Währung meist noch mehr angeheizt und schnellt immer weiter nach oben.

Sie müssen in diesem Fall bedenken, dass Sie, wenn Sie aus dem Geschäft aussteigen wollen, den (dann oft sehr teuren) Kredit bedienen müssen. Wenn die Summe entsprechend hoch ist, können auch ihre Verluste sehr hoch werden, da einige Prozentpunkte Unterschied bei hohen Kreditsummen durchaus beträchtliche Summen ausmachen können. Wenn auch die Anlage Verluste aufweist, müssen Sie diesen Unterschied ebenfalls noch aus eigener Tasche ausgleichen. Dazu kommen teilweise unberechenbare Wechselkurse über längere Zeiträume hinweg.

Mögliche Risikobegrenzungen

Man kann – auch als Kleinanleger – bei CCTs durchaus sein Risiko begrenzen – allerdings müssen Sie dabei bedenken, dass je größer die Absicherung ist (Terminkontrakte, Zinsfestschreibungen), desto geringer fällt natürlich auch die Gewinnspanne aus – immerhin profitieren Sie bei einem CCT ja auch nicht unwesentlich von Schwankungen in der erwünschten Richtung.

Gelegenheiten

Durch die koordinierten Zinssenkungen der Zentralbanken seit 2008 sind die Gelegenheiten für Carry Trades insgesamt sehr wenig geworden. Dazu kommen nur noch schwer einzuschätzende Entwicklungen (vor allem über längere Zeiträume). Dazu muss man natürlich auch die Bonität für entsprechend große (und damit überhaupt erst lukrative) Kreditsummen mitbringen, was auch nicht bei jedem der Fall sein wird.

Unsere Empfehlung

Wir würden Kleinanlegern in jedem Fall eher von CCT-Geschäften abraten. Mit einem vertretbaren Risiko schrumpft der mögliche Gewinn auf eine sehr kleine Summe und ohne Absicherung ist das Risiko auf beträchtliche Verluste durchaus als hoch anzusehen. Übrigens sind auch die meisten Experten dieser Meinung und raten Kleinanlegern ganz allgemein von Carry Trades ab. Bei anderen Arten der Währungsspekulation wird das hingegen nicht ganz so eng gesehen, und auch dem können wir uns durchaus anschließen.

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