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„Über seine Verhältnisse leben“

In dieser Folge wollen wir uns mit Ihnen über ein politisches Schlagwort unterhalten, dass vor allem seit der Wirtschafts- und Finanzkrise medial und politisch stark missbraucht worden ist.

Ganz Deutschland fragt sich, haben wir über unsere Verhältnisse gelebt? Haben wir es? Haben Sie es? Um diese Frage(n) zu beantworten, müssen wir zuerst einmal klären, was es bedeutet, über seine Verhältnisse zu leben.

Über seine Verhältnisse = Schulden?

Häufig wird suggeriert, dass seine persönlichen Verhältnisse dort überschritten werden, wo Fremdkapital (Kredit, Schulden) benötigt wird, um weiterzumachen.

Wir finden, dass hier allerdings zwischen zwei Arten von Schulden unterschieden werden muss:

  • Vermögensschulden und
  • Konsumschulden.

Der erste Begriff ist vermutlich eine Erfindung von uns, letzterer ist weitläufig bekannt.

Vermögensschulden

Angenommen, Sie starten Ihr eigenes Unternehmen und kaufen Ihr erstes Warenlager auf (Lieferanten)Kredit. Jeder Mensch würde Ihnen sagen, dass Sie Schulden haben – korrekt. Allerdings haben Sie mit diesen Schulden auch Vermögen (Waren) gekauft.

Jetzt ist es nur eine Frage der Bewertung, ob Sie überschuldet sind. Während sich der Wert des Fremdkapitals lediglich auf den ausstehenden Geldbetrag zzgl. Zinsen und Spesen beläuft, ist es beim Wert des Vermögens schon schwieriger.

Haben Sie z.B.: Waren gekauft, deren Wert an internationalen Rohstoffbörsen ermittelt wird, kann sich dieser starken täglichen Schwankungen unterlegen. In jedem Fall sind Sie aber überschuldet, wenn Sie mehr Schulden als Vermögen haben. Das ist insoweit einleuchtend, als dass, wenn Sie Ihr ganzes Vermögen „veräußern“ – also zu Cash machen – Sie nicht genügend Cash haben, um Ihre Schulden zu tilgen. Da wir ja von Unternehmen gesprochen haben, gibt es da noch so etwas, dass sich Eigenkapital nennt. Wachsen die Schulden schneller als das Vermögen (durch Fehlinvestitionen, Abschreibungen, Umsatzrückgängen), wird Schritt für Schritt das Eigenkapital aufgebraucht und zerfressen, wie in oben beschriebenen Fall.

Damit Sie diese Schulden bezahlen können, müssen Sie neues Eigenkapital lukrieren, z.B.: durch eine Erbschaft oder eine Kapitalerhöhung.

In jedem Fall sind also Vermögensschulden nichts negatives, sondern etwas Positives. Vor allem, wenn mit diesem Vermögen etwas produziert oder hergestellt wird, wie z.B.: bei Maschinen, Fuhrpark, EDV-Hardware oder Gebäuden.

Konsumschulden

Angenommen, Sie wollen sich einen Urlaub leisten, haben aber nicht genügend Geld. Sie nehmen sich einen Kredit bei einem Freund auf. Kurzfristig, haben Sie mit diesem Kredit auch Vermögen angehäuft (Sie könnten den Urlaub ja auch noch weiterverkaufen). Allerdings wird dieses Vermögen schnell vernichtet – indem Sie in Urlaub fahren und die Leistung verbrauchen. Nachdem Sie den Urlaub konsumiert haben, ist also kein Vermögen mehr vorhanden und Ihr Eigenkapital verringert sich.

Verstehen Sie das jetzt nicht falsch! Wir sagen nicht, dass alle Ausgaben des täglichen Lebens sinnlos sind. Menschen benötigen gewisse Dinge um zu überleben, diese sollte man tunlichst ohne Aufnahme von Fremdkapital finanzieren können. Wobei Urlaub noch nicht zu den Ausgaben des täglichen Lebens zählen mag, der Wocheneinkauf für Lebensmittel allerdings schon.

Aber spinnen wir unser Beispiel ein bisschen weiter. Man könnte sagen, dass beim Kauf von Kleidung ja mittel- bis langfristiges Vermögen angehäuft werden. Immerhin trägt man das Kleidungsstück nicht nur eine Woche, sondern vielleicht sogar ein Jahr. Kann man dies als Investition bezeichnen? Nein! Da das Kleidungsstück extrem an Wert verliert, sobald Sie es gekauft bzw. zum ersten Mal getragen haben. Wie könnten Sie denn sonst am Flohmarkt so günstig an Kleidung kommen?

Anders wäre das zum Beispiel beim Kauf eines Anzugs, den man für ein Bewerbungsgespräch benötigt – diesen kauf könnte man als Investition betrachten, da man damit ev. den Job bekommt und so einen Return on Investment erhält.

Fazit für den Kleinanleger

Haben wir nun über unsere Verhältnisse gelebt? Jeder, der Konsumschulden hat, lebt über seine Verhältnisse. Punkt.

Auch bei Staaten – und somit wieder bei Bürgern – kann zwischen Vermögens- und Konsumschulden unterschieden werden. Es muss sogar unterschieden werden.

Immerhin macht es einen Unterschied, ob Deutschland nun 20 Mrd. am Kapitalmarkt aufnimmt und damit z.B.: neue Straßen baut, in alternative Energieprojekte investiert oder Schulen baut.

Verwendet es aber dieses Geld um z.B.: die Gehälter der Staatsbediensteten oder der Rentner aufzubessern, so betrachten wir dies nicht als Investition. Höchstens als Investition in die Bürger. Dadurch werden maximal die Schulden des Staates erhöht und das Vermögen der Bürger ein klein wenig aufgebessert. Langfristig geht die Rechnung natürlich nicht auf, da dieses Geld mit Zinsen und Zinseszinsen zurückbezahlt werden muss.

Wir haben es zwar schon öfters gesagt, aber wir wiederholen uns gerne nochmal. Seine eigenen Konsumschulden zurückzubezahlen ist die beste Investition die ein (Klein)Anleger machen kann.

Alternativ kann man auch Umschulden – einen Konsumkredit (5 % – 8 %) aufzunehmen und das überzogene Konto (9 % – 12 %) auszugleichen usw.

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