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Was ist ein Bundesschatzbrief?

Der Bundesschatzbrief ist eine unglaublich flexible Anlagemöglichkeit vorrangig für Privatanleger. Das Alleinstellungsmerkmal dieses mündelsicheren, festverzinslichen Wertpapiers ist die lange Laufzeit von 6 bzw. 7 Jahren (Typ A bzw. Typ B), auf die sich alleine der Herausgeber (=die Bundesrepublik Deutschland) verpflichtet. Der Anleger kann dagegen selbst nach Erwerb die Laufzeit noch verändern und trotzdem den vollen Wert plus Zinsen ohne jegliche Abschläge realisieren. Wer sich die Merkmale der Bundesschatzbriefe ansieht, der wird über die Flexibilität und die Anlagechancen erstaunt sein, welche in diesem Ausmaß bei anderen Geldanlagen nur selten zu finden sind.

Attraktive Zinstreppe ohne Verpflichtung des Erwerbers des festverzinslichen Wertpapiers

Der Bundesschatzbrief war für alle Privatanleger die ideale Möglichkeit, Gelder voll flexibel anzulegen und sich nicht mit den geringen Zinsen eines Sparbuchs zufrieden geben zu müssen. Nach etwa einem Jahr Laufzeit hatten alle Anleger eine voll flexible Rückgabemöglichkeit: Sie konnten pro Monat und Kunde 5.000 Euro zurückgeben. Bei der Rückgabe erhielten (und erhalten) sie eine Abrechnung über den vollen Nennwert und die seit dem jeweiligen letzten Zinszeitpunkt aufgelaufenen Stückzinsen. Wer also seinen Notgroschen beispielsweise in vier gleich große Teile aufgeteilt hat und in jedem Quartal die Bundesschatzbriefe erworben hat, der verfügte schon bald über einen täglich wieder in Bargeld umwandelbaren Notgroschen. Die Rückgabe wird entsprechend den allgemeinen Vorgaben für die Abrechnungszeiten bei Wertpapiergeschäften vorgenommen. Spätestens am übernächsten Bankarbeitstag wurden Rückgabebetrag und Zinsen (abzgl. Abgeltungsteuer) auf dem Referenzkonto gutgeschrieben.

Da die Zinsen jedes Jahr stiegen, waren die Bundesschatzbriefe – die bis zum 31.12.2012 ausgegeben wurden – ein sehr guter Ersatz für alle Gelder, die ein Privathaushalt voll flexibel und gut verzinst anlegen wollte. Da die Direkt- und Online-Banken erst im letzten Jahrzehnt richtig Marktanteile gewonnen haben war der Bundesschatzbrief auch ein guter Ersatz oder Vorläufer für Tagesgelder.

Zinsänderungschance und kein Zinsänderungsrisiko für Privatanleger

Die tägliche Rückgabemöglichkeit nach einem Jahr Laufzeit hatte einen weiteren Vorteil: Insbesondere dann wenn die Zinsen massiv anstiegen, konnten die Anleger im Rahmen ihrer ganz normalen Rückgabemöglichkeit die Bundesschatzbriefe zurückgeben und die neue Ausgabe auf Basis des höheren Zinsniveaus kaufen. Einziger Nachteil dabei: Für die neue Ausgabe galt dann wieder die 1-jährige Sperrfrist bis zur täglichen Rückgabemöglichkeit. Im Falle einer Zinssenkung sind die Privatanleger allerdings auf der sicheren Seite: Für den Herausgeber der Bundesschatzbriefe gelten Zinsvereinbarung und Laufzeit ganz ohne vorzeitige Beendigungs- oder Änderungsmöglichkeit.

Willkürliche Entscheidung des Bundesfinanzministers zur Einstellung der Neuausgabe

Alle Ausgaben der Bundesschatzbriefe funktionierten aus Sicht der Privatanleger, der Banken und des Gesamtmarktes vollkommen problemlos und reibungslos. Allerdings stellte das Bundesfinanzministerium dieses Geldanlageinstrument im Rahmen einer Gesamtstrategie ein, die von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble verantwortet wurde. Er hat die Finanzierung des Bundes mehr auf eine Finanzierung durch den Bankensektor umgestellt und in Zeiten einer zu erwartenden Zinssenkung insbesondere die kürzeren Laufzeiten favorisiert. Die kostenfreie Verwahrungsmöglichkeit bei der früheren Bundesschuldenverwaltung (der heutigen Deutschen Finanzagentur) wurde ebenso im Rahmen der Sparvorgaben reduziert. Der Bundesfinanzminister setzt mehr auf Finanzierungen durch den Bankensektor und Finanzintermediäre und legte den Schwerpunkt nicht mehr auf die Finanzierung von Privatpersonen.

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