Schiffsfonds – wenig Hoffnung für Kleinanleger

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Schiffsfonds – wenig Hoffnung für Kleinanleger

Bis zur Finanzkrise galten sie als attraktives Investment – geschlossene Fonds zur Finanzierung von Seeschiffen. Prognosen über ein dynamisches Wachstum der weltweiten Seefracht schienen langfristig sichere Ertragsperspektiven zu bieten. Nicht selten wurden sogar zweistellige jährliche Renditen versprochen. Doch mit der Krise zerplatzten die Hoffnungen. Und wenig spricht für eine Besserung der Lage.

Milliardenverluste für Anleger

Als nach der Finanzkrise die Wirtschaft weltweit einbrach, ging auch die transportierte Seefracht zurück. Trotzdem wurden weiter viele Schiffe gebaut und in Dienst gestellt. Schließlich waren schon vorher entsprechende Aufträge erteilt worden. Die Folge waren hohe Überkapazitäten, drastisch sinkende Frachtraten und viele nicht ausgelastete Schiffe. Damit gerieten viele Schiffsfonds, die anders kalkuliert hatten, in Schieflage und mussten Insolvenz anmelden.

Rund 450 Schiffsfonds sollen mittlerweile pleite sein. Von den insgesamt 30 Milliarden Euro, die deutsche Anleger investiert haben, sind durch die Insolvenzen wohl schon zehn Milliarden Euro verloren. Wer sich in einem insolventen Schiffsfonds engagiert hat, muss sein Geld meist zu hundert Prozent abschreiben. Denn im Zweifel profitieren Banken, die als Kreditgeber fungierten, vorrangig von der Insolvenzmasse. Für Fondsteilhaber bleibt danach erfahrungsgemäß nichts mehr übrig.

Das Risiko geschlossener Fonds

Gerade bei Schiffsfonds bestätigt sich wieder die alte Erkenntnis, dass geschlossene Fonds mit besonderer Vorsicht zu betrachten sind. Der Anleger wird hier quasi zum Mitunternehmer bei einem Projekt, mit allen unternehmerischen Chancen und Risiken. Anders als bei offenen Fonds kann er sich auch nicht ohne weiteres von seiner Beteiligung lösen, um Verluste zu begrenzen. Ein vorzeitiger Ausstieg ist normalerweise nur möglich, wenn ein Nachfolge-Investor gefunden wird – bei schlechten Fonds-Perspektiven ein aussichtsloses Unterfangen.

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Trotz der nach wie vor schwächelnden globalen Wirtschaft geht der Schiffbau munter weiter. Allein im letzten Jahr kamen Frachtschiffe mit einem Container-Volumen von 1,5 Millionen Stück neu auf den Markt. Und ein Ende des Schiffsbau-Booms ist nicht in Sicht. Die Zukunft gehört wohl vor allem großen und energieeffizienten Containerschiffen. Sie werden ältere und weniger effiziente Schiffe vom Markt verdrängen. Für Eigentümer noch fahrender Seefrachter sind das keine guten Nachrichten. Als Finanzierungsmodell dürften die Schiffsfonds erst einmal ausgedient haben.

Eine Hintertür?

Auf eine mögliche Hintertür für verlustgeplagte Anleger hat jetzt die Kapitalschutzvereinigung für den Mittelstand e.V. hingewiesen. Etliche private Schiffsbeteiligungen sind mit Verbraucherkrediten von Banken finanziert worden. Da diese Kredite oft fehlerhafte Widerrufsbelehrungen enthielten, ist ein Widerruf des Geschäftes ggf. auch jetzt noch möglich. Es muss dann – inklusive der verlustreichen Fondsbeteiligung – rückabgewickelt werden. Ob das ein gangbarer Ausstiegsweg ist, muss sich allerdings erst noch zeigen.

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