Zahlungsdienstleister als neue Banken – wie PayPal und Co. das Bezahlen verändern

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Zahlungsdienstleister als neue Banken – wie PayPal und Co. das Bezahlen verändern

Einfach mit einem Klick einkaufen – Onlineshopping ist in den letzten Jahren für viele Haushalte in Deutschland selbstverständlich geworden. Wie stark E-Commerce inzwischen tatsächlich genutzt wird, lässt sich anhand der Umsatzzahlen erkennen. 2016 erreichte die Branche laut Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland knapp 67 Milliarden Euro Gesamtvolumen (Produkte und Dienstleistungen zusammen). Zum Vergleich: Im Vorjahr verzeichnete der Branchenverband noch knapp 60 Milliarden Euro Umsatz. Damit hat der interaktive Versandhandel deutlich zugelegt – Tendenz steigend.

Zu den Gründen, warum Verbraucher inzwischen sehr oft online nach Waren oder Dienstleistungen suchen, gibt es sicher mehrere Ursachen. Ein wesentlicher Punkt dürfte in den Öffnungszeiten liegen. Onlineshops kennen keine klassischen Schließzeiten. Im Gegenteil, es kann früh direkt nach dem Aufstehen genauso eingekauft werden wie nach Feierabend. Natürlich spielt auch eine Rolle, dass die Auswahl in Onlineshops häufig deutlich umfassender ausfällt. Für einige Nischenprodukte ist das Internet inzwischen der Hauptabsatzmarkt. Aber: Für ein funktionierendes Onlineshopping braucht es passende Zahlungsmethoden. Schließlich fallen Bargeld und Bankkarte hier aus. Im Zuge der Entwicklung schwimmen

Was sind Bezahldienste?

Bezahldienste oder Zahlungsdienstleister sind auch unter dem Begriff Payment-Service-Provider (PSP) bekannt. Letztere wickeln im E-Commerce den Transfer von Zahlungen zwischen Vertragspartnern ab. Hierbei handelt es sich meist um Endverbraucher und Anbietern von Waren/Produkten oder Dienstleistungen.

Bekannte Beispiele für solche PSP sind unter anderem:

  • Neteller
  • Skrill
  • PayPal
  • SOFORT

Rein rechtlich fallen diese Anbieter unter das Zahlungsdiensteaufsichtsgesetz. Hiervon werden auf der einen Seite jene Leistungen erfasst, die auf Transaktionen über ein Zahlungskonto abgewickelt werden, als auch Leistungen des reinen Geldtransfers (Finanztransfergeschäft nach § 1 Abs. 1 Satz 2 Nr. 6 ZAG). Unternehmen, welche solche Leistungen anbieten wollen, unterliegen nach dem ZAG einer Erlaubnispflicht.

Worin liegen die Vorteile von Zahlungsdienstleistern?

PayPal hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 2017 einen Umsatz von mehr als 13 Milliarden USD erwirtschaftet. Mit dieser Summe gehört das Unternehmen aus Kalifornien zu den Spitzenreitern unter den Bezahldiensten. Dass das Unternehmen diese Positionen erreicht hat, dafür muss es Gründe geben.

Zahlungsdienste jederzeit erreichbar: Online Bezahldienste haben den gleichen Vorteil wie Onlineshops – Zahlungen können rund um die Uhr (24/7) abgewickelt werden. Damit lässt sich online bequem bezahlen, auch wenn Bankfilialen bereits seit Stunden geschlossen sind.

Umgehende Zahlungsabwicklung: Dieser Punkt ist für Nutzer besonders wichtig. Anders als beispielsweise eine Banküberweisung, die mehrere Arbeitstage in Anspruch nimmt, werden Transaktionen mit den Bezahldiensten quasi in Echtzeit abgewickelt.

Guthabenprinzip gegen Verschuldung: Mittlerweile bieten viele Bezahldienste die Kopplung mit dem Bankkonto an. Nutzer können aber auf dieses Feature verzichten und die Bezahldienste nach dem Prepaid-Prinzip nutzen. Damit lässt sich dem Verschuldungsrisiko aus dem Weg gehen.

Transaktionsgebühren tragen Verkäufer: Online Bezahldienste bieten ihre Leistungen nicht kostenlos an. Aber: Im Regelfall übernehmen die Anbieter/Verkäufer die anfallenden Gebühren. Nur selten werden Verbraucher für den Griff zu Bezahldiensten zur Kasse gebeten.

Heute kaufen, morgen bezahlen: Inzwischen gehen die Leistungen einiger Bezahldienste über den reinen Geldtransfer hinaus. Es werden Zahlungsmodelle angeboten, welche mit dem Kauf auf Rechnung vergleichbar sind. Kunden können im Shop einkaufen, erhalten ihre Ware – bezahlen das Ganze aber erst nach Ablauf einer festgelegten Frist.

Einkaufen ohne Kundenkonto: Ein Pluspunkt, welcher gerade das Onlineshopping mit den Bezahldiensten attraktiv macht, ist der Verzicht auf eine Registrierung im Shop. Über die beim Bezahldienst hinterlegten Kontoinformationen wird der Versand abgewickelt. Damit entfällt die Eröffnung eines Kundenkontos. Gerade wenn nur sporadisch in dem betreffenden Shop eingekauft wird, ist dieses Feature vorteilhaft.

In welchen Bereichen werden Zahlungsdienstleister häufig genutzt?

Online Shopping wird dank unkomplizierten Online-Zahlungsmethoden immer beliebter. Bildquelle:  Piotr Adamowicz – 197275518 / Fotolia.com

Bezahldienste werden heute in der Praxis online sehr oft eingesetzt. Diese Tatsache ist unbestritten. In einigen Bereichen kommen die E-Wallets – wie Bezahldienste auch hin und wieder genannt werden – allerdings häufiger zum Einsatz als in anderen. Wo haben sich Bezahldienste besonders etabliert?

1. Bezahldienste in Online-Shops

Das Online-Shopping ist einer jeder Bereiche, in denen Bezahldienste heute nicht mehr wegzudenken sind. Neben den Vorteilen, welche die E-Wallets für den Kunden haben, wirken sich die Bezahldienste auch auf die Betreiber positiv aus. Hintergrund: Shops mit einem nur eingeschränkten Angebot bei den Zahlungsoptionen müssen mit einer höheren Absprungrate rechnen.

Was viele Verbraucher im Onlineshopping zu den Bezahldiensten greifen lässt, ist die Einfachheit und der unkomplizierte Ablauf, mit dem der Bezahlvorgang abgewickelt werden kann. In der Praxis setzen daher heute viele Shop-Betreiber auf ePayment Dienste und haben oft mehrere entsprechende Zahlungsarten in ihr Shopsystem integriert.

2. Vertriebsplattformen und Handelsplätze

Im Prinzip gilt das, was für den einzelnen Onlineshop greift, auch für große Vertriebsplattformen und Marktplätze. Hier haben Kunden oft noch einen weiteren Vorteil. Über die Vertriebsplattformen können Bestellungen bei mehreren Anbietern gebündelt werden. Ein Warenkorb wird mit einer Zahlungsmethode bearbeitet – obwohl Produkte unterschiedlicher Händler im Warenkorb liegen. Und natürlich macht sich auch hier der Vorteil deutlich bemerkbar, dass die Zeit zwischen Bestellung und Versand durch die Bezahlung mittels Online Bezahldienst verkürzt wird.

3. Geldtransfer ins In- und Ausland

E-Commerce bedeutet nicht automatisch, dass nur Händler und Verbraucher miteinander interagieren. In den letzten Jahren haben Geschäfte von privat zu privat an Bedeutung gewonnen. Eine Tatsache, die sich auch bei den Bezahldiensten widerspiegelt.

Während früher ausschließlich Banküberweisungen möglich waren, hat sich das Geld senden etabliert. Hier stechen die E-Wallets Banken – etwa aufgrund der Schnelligkeit und beim Komfort – aus. Dabei beschränken sich die Möglichkeiten des Geldtransfers nicht nur auf Transaktionen im Inland. Gerade durch die Chance, Geld auch ins Ausland zu transferieren, haben sich Bezahldienste hier etabliert.

4. Bezahlen im iGaming

iGaming – besser bekannt als Sportwetten und Online Casinos – setzen mittlerweile sehr stark auf E-Wallets. Hier geht es den Nutzern vor allem um die Tatsache, auch außerhalb der Banköffnungszeiten schnell Guthaben transferieren zu können. Im Regelfall arbeiten die iGaming-Anbieter mit einem sehr breiten Spektrum an Bezahldiensten zusammen.

Achtung: Wer sich für diese Variante entscheidet, muss sich mit dem „Kleingedruckten“ auseinandersetzen. Spezielle Schutzklauseln, welche für den Kauf von Waren oder Dienstleistungen gelten, werden hier seitens der Online Bezahldienste teils ausgehebelt. Ein Beispiel für diese Praxis ist der Käuferschutz von PayPal.


Haben Zahlungsanbieter auch Nachteile?

Ein wichtiger Aspekt bei Bezahldiensten ist die Datensicherheit. Bildquelle:  sdecoret– 200674785 / Fotolia.com

Der Griff zu Bezahldiensten hat Vor- und Nachteile. Letztere müssen auf jeden Fall klar sein. So steht natürlich immer die Frage nach dem Datenschutz im Raum. Schließlich geht es hier um echte Euro. Besonders heikel ist das Ganze natürlich dann, wenn Nutzer ihr Bankkonto mit dem Account beim PSP verbinden.

Ein weiterer Punkt betrifft die Sicherheit der Datenverbindung. Es muss Hackern unmöglich sein, einfach die Daten während der Übertragung abzufangen. Auf der einen Seite ist hier natürlich der Anbieter – im Hinblick auf die Verschlüsselung – gefragt. Verantwortung fällt (bezüglich des Virenschutzes usw.) aber auch dem User zu.

Und es bleibt noch ein Aspekt zu berücksichtigen. Einige Anbieter setzen am Online-Banking an. Nach wie vor wird kontrovers diskutiert, ob die Nutzung solcher Paymentdienstleistungen einen Verstoß gegen die AGB der Banken darstellt oder nicht.

Fazit: ePayment gewinnt an Bedeutung

E-Wallets, FinTech – es gibt einige Schlagworte, welche die Veränderungen im Finanzdienstleistungssektor beschreiben. In den letzten Jahren sind diverse Anbieter in den Markt der Online Bezahldienste eingetreten. Für den Verbraucher bieten sich hiermit diverse Vorteile, besonders im Zusammenhang mit Leistungen und Waren, die online eingekauft werden. Aber: Jedem Nutzer muss auch klar sein, dass die Bezahldienste auch Nachteile haben (können). Komplett ohne Banken wird es auch in Zukunft nicht gehen. Es ist aber auf jeden Fall damit zu rechnen, dass die neuen Akteure am Markt ein Wörtchen mitreden wollen. Zugute kommt ihnen dabei der starke Hang zu Innovationen und neuen Ideen.

 

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