Einfach(e) Anlage für alle: Das Pantoffel-Portfolio

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Einfach(e) Anlage für alle: Das Pantoffel-Portfolio

Das die Deutschen richtig gehende Aktienmuffel sind, ist keine Neuigkeit. Der Grund für die weit verbreitete Abneigung, am Aktienmarkt zu investieren, ist vor allem Angst. Man bleibt lieber bei dem was man kennt, und was Oma schon hatte. Ein riesiges Vermögen schlummert in Deutschland auf Eckzinssparbüchern und Tagesgeldkonten – die Sparquote der Deutschen ist ja gerade in den letzten Jahren enorm angestiegen. Um den Ängstlichen und den Verweigerern den Umstieg auf eine bessere Anlageform zu ermöglichen, hat jetzt Stiftung Warentest selbst eine Anlage aufgelegt, die besonders einfach und pflegeleicht sein soll: Das Pantoffel-Portfolio. Wir wollen das Einfach-Anlageprodukt einmal gründlich beleuchten.

Der Name ist Programm – nur welches?

Worauf Stiftung Warentest mit der Bezeichnung anspielt, ist nicht so ganz klar: entweder weil man das Portfolio bequem mit Pantoffeln auf der Couch managen kann, oder weil es als Geldanlage genauso einfach, bequem und angenehme Art der Geldanlage ist, wie die beliebten Hausschuhe, bleibt hierbei offen. Dass der Name daher rührt, dass die Anlage sich so schnell und agil bewegt und so leistungsfähig ist, wie ein pantoffelbewehrter Rentner auf der Couch, wollen wir einmal nicht hoffen.

Was waren die Gründe, eine solche Anlageform aufzulegen? In erster Linie ging es den Verbraucherschützern darum, für ängstliche und widerstrebende Menschen die Komplexität der Anlage auf dem Aktienmarkt deutlich zu verringern, um so die Einstiegshürden zu senken. Ob das damit tatsächlich gelingt, ist aber eher fraglich. Dem Durchschnittsbürger ohne großes Interesse an der Hochfinanz überhaupt zu erklären, wie das Pantoffel-Depot funktioniert, wird höchstwahrscheinlich scheitern. Wie viel Bereitschaft am Ende tatsächlich besteht, sein gesamtes sauer Erspartes in etwas zu stecken, das man im Grunde nicht versteht, ist wahrscheinlich doch eher fraglich.

Ein anderes hervorstechendes Merkmal der Pantoffel-Anlage für alle ist die Reduktion der Möglichkeiten: es kann nur aus einer von Experten zusammengestellten Vorauswahl gewählt werden, dadurch reduziert sich die Komplexität des Anlegens deutlich. Das muss natürlich nicht zwingend einen Vorteil bedeuten – immerhin schafft es aber eine gewissen Übersichtlichkeit für den völlig Unkundigen.

“Die richtige Anlage für jeden” ist darüber hinaus das Ziel bei der Pantoffel-Anlage: Menschen, die sie nutzen wollen, müssen sich zuerst in eine Anleger-Kategorie einteilen: Sicherheitsbewusst, ausgewogen oder risikofreudig. Durch diese Auswahl wird die Gewichtung des eigenen Portfolios unabänderlich festgelegt – damit nicht ein sicherheitsbewusster Anleger plötzlich den Großteil seines Geldes in Aktien mit hohem Risiko stecken hat.

Vermutlich ist es für den völlig Unkundigen schon schwierig, sich passend in eine dieser Kategorien einzuteilen: Viel Rendite erzielen will jeder – Geld verlieren will aber niemand. Sich von dieser sehr banalen Ausgangsbasis tatsächlich das eigene Risikoverhalten einigermaßen passend einzuschätzen, dürfte für viele schwierig sein und vermutlich doch das eine oder andere klärende Beratungsgespräch im Vorfeld benötigen.

Feste Vorgaben für die Gewichtung

Jeder Portfoliotyp unterscheidet sich in der Gewichtung zwischen sicheren und eher risikobehafteten Anlageformen.

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Für den Sicherheitsbewussten besteht das Portfolio dabei aus 75 % Euro-Staatsanleihen (etwa dem db x-trackers iBoxx Euro Sovereigns) oder auch aus Tagesgeld, im ausgewogenen Portfolio sind es genau 50 % und bei den Risikofreudigen wird dieser Anteil auf lediglich 25 % gesenkt, um die Renditechancen zu erhöhen.

Für den Risikofreudigen stehen dann rund drei Viertel seines Portfolios offen für selbst gewählte deutsche, europäische oder weltweite Aktien, bei Bedarf kann er auch 15 % Rohstoffe oder 15 % Schwellenländer mit hineinnehmen.

Solange die vorgebene Gewichtung beibehalten wird, kann der Anleger aus der gegebenen Auswahl ganz individuell wählen.

In den letzten Jahren spielen ETFs eine zunehmend wichtige Rolle im Pantoffel-Portfolio: als Rendite-ETF der MSCI World ETF, als “Sicherheits-ETF” ein Renten-ETF, der in europäische Staatsanleihen investiert. Gewichtet man beide unterschiedlich – von 75:25 über 50:50 bis zu 25:75 kann man mithilfe dieser beiden ETFs die vorgegebene Gewichtung perfekt erfüllen.

ETFs bringen dabei natürlich einen entscheidenden Vorteil mit: Sie sind vor allem kostengünstig. Mit einer TER von deutlich unter 0,5 % ist das insgesamt auch eine kostengünstige Anlagemöglichkeit.

Die Gestaltung aus zwei ETFs macht das Ganze dann darüber hinaus auch noch sehr einfach und verursacht beim Managen des eigenen Portfolios kaum Aufwand. Hier kommt der Pantoffel-Faktor also ganz sicher zum Tragen.

Was wir über das Pantoffel-Portfolio denken

Die Absicht, mehr Menschen den Einstieg auf den Aktienmarkt zu erleichtern, ist vermutlich durchaus löblich – wir haben dabei aber dennoch einige Bedenken, was den Ansatz des “Pantoffel-Investierens” betrifft:

Ohne Wissen wird das alles nichts

Einer noch gar nicht so lange zurückliegenden Umfrage zufolge haben rund 50 % der Menschen (bei Frauen sogar rund 60 %) keinerlei Interesse an Anlagen auf dem Aktienmarkt. Ob dieses Interesse nun plötzlich aufflammt, nur weil Stiftung Warentest eine Aktienanlage anbietet ist äußerst fraglich. Die Herangehensweise ist unseres Erachtens auch pädagogisch nicht sinnvoll.

Es wird immer Menschen geben, die sich dem Aktienmarkt rundheraus verweigern – die ihre Vorurteile, dass es sich dabei nur um “Zocken” auf elegantem Niveau handelt und dass man mit seinem Geld nicht “spielt” nicht überwinden können. Diese Art von Menschen wird für jede Art der Aktienanlage sowieso für lange Zeit verloren bleiben – egal wer sie anbietet.

Dem anderen Teil, der das bis jetzt noch nicht selbst getan hat, fehlt schlicht das Wissen. Dafür ist es aber überhaupt nicht hilfreich, Menschen alles aus der Hand zu nehmen, sie nur Dinge tun zu lassen, die sie überhaupt nicht verstehen und in denen sie keinen Zusammenhang sehen.

Zudem kann man kaum erwarten, dass Menschen ihrer Anlage einfach blind vertrauen – ohne einen Funken Ahnung davon zu haben, was ein ETF überhaupt ist und wie er funktioniert. Wer tatsächlich glaubt, Menschen wären bereit, ihr ganzes erspartes Geld einfach in blindem Vertrauen wegzugeben und geduldig über Jahre oder Jahrzehnte darauf zu warten, was da kommt – ohne zu verstehen, was vor sich geht – der kennt Menschen nur sehr wenig. Wenn ein grundsätzlich mißtrauischer Mensch sein Geld schon aus der Hand gibt, dann wird er sehr genau, äußerst kritisch und vor allem ständig darauf schauen, was damit passiert. Wenn der ETF dann einmal im negativen Bereich rangiert, wird die Anlage dann ganz schnell einmal zur “schlechten Anlage” oder gar zum “Betrug” – und das mühsam erkämpfte Vertrauen des Anlegers in Anlagen in den Aktienmarkt ist dann endgültig dahin. Zudem werden Menschen mit ihrer Anlage (und damit auch mit den Sorgen, Fragen und Ängsten in Bezug darauf) ja völlig alleingelassen. Sie sollen lediglich auf der Couch sitzen und geduldig darauf warten, dass das eingesetzte Geld einmal mehr wird. Das scheint gerade von völlig Unkundigen und Ängstlichen schon etwas viel verlangt.

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Ohne Wissen wird das alles nichts. Es braucht jemand, der gerade die mißtrauischen Menschen an der Hand nimmt, Ihnen alles Schritt für Schritt erklärt – und vor allem auch das Notwendige Hintergrundwissen vermittelt. ETFs sind eine sehr vorteilhafte Anlage, und wer das aus eigenem Wissen erkennt, kann sie sich auch problemlos selbst besorgen. Dafür sind dann keine auf den Prozentpunkt vorgegbenen und eigentlich stark einschränkenden Gewichtungen mehr nötig.

Gerade in Deutschland fehlt es in vielen Bevölkerungsschichten am grundlegendsten Wissen und Verständnis für die Finanzmärkte. Es ist schon längst überfällig, das aufzuholen. Wenn sich das Verständnis eines Großteils der Menschen für finanzielle Dinge darauf beschränkt, dass “man Zinsen bekommt, wenn man sein Geld auf die Bank bringt” weil “die Bank damit irgendwie arbeitet” dann klafft hier eine riesige Wissenslücke, über die man nicht einfach hinweggehen kann. Damit Finanzmärkte bestimmen in unserer heutigen Welt einen sehr großen Teil mit und sind grundsätzlich immer mitverantwortlich dafür, wohin es mit unserer Welt und mit unserem Wohlstand geht. Das sollte man auch als einfacher Bürger zumindest grundlegend verstehen, wie sie funktionieren.

Ist dieses Grundverständnis einmal vorhanden, lassen sich die Vorteile einer Anlage in ETFs zumindest überhaupt einmal erklären. Dann kann der bisher völlig unwissende Bürger auch selbst zum Schluss kommen, dass ein ETF-Sparplan wohl mehr bringt als das Eckzinssparbuch. Ein ETF auf einen bekannten Index (etwa dem DAX) der allerorts gut sichtbar ist, ist immer noch eine sehr einfache Sache. Wenn es mit dem DAX bergauf geht, also die deutsche Wirtschaft brummt, geht es auch der Anlage gut. Wo der DAX gerade steht und was er macht, erfährt man jeden Tag ohne Mühe sogar in den Nachrichten.

Was zu alledem auch noch kommt ist, dass niemand dem Bürger im Vorfeld überhaupt hilft, sich über seinen Umgang mit den eigenen Finanzen, den tatsächlichen und den möglichen (realistischen) Sparzielen und der Notwendigkeit für Rücklagen auseinanderzusetzen. Das ist aber unverzichtbar, um überhaupt eine grundlegende Vorstellung darüber zu erhalten, wie viel man wie lange und für welchen Zweck sparen möchte – und sollte. Das eigene Haus brav jeden Monat abzubezahlen reicht als Altersvorsorge definitiv nicht aus. Wenn aber bereits diese Grundlage fehlt, gibt es gar keine Möglichkeit, sein Geld in irgendeiner Form geplant in eine Anlage zu stecken. Planlosigkeit ist aber aller Übel Anfang, besonders wenn es um Geld geht.

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Problem Depot

Ein ganz wesentlicher Punkt, der uns auch Bedenken macht ist, dass jeder Nutzer der Pantoffel-Anlage ja zunächst einmal ein Depot eröffnen muss. Viele der traditionellen Hausbanken haben keine große Freude mit ETF-Anlagen oder gar ETF-Sparplänen – daran verdient man als Bank deutlich weniger als wenn man eigene, aktiv gemanagte Fondsprodukte oder andere Sparformen verkauft.

Wenn der Unkundige nun bei seiner Hausbank ein Depot eröffnen will, wird ihm mit Sicherheit mehr als nur selten davon abgeraten – und dafür ein “tolles Produkt” aus dem eigenen Haus aufgeschwatzt. Hilfe oder Argumente, um sich dagegen erwehren zu können hat gerade der Unkundige nicht – und die Pantoffel-Anlage bietet ihm auch keine.

Dazu kommt natürlich auch die Frage der Depotkosten: Depots bei einer Direktbank oder einem Online-Broker sind häufig deutlich günstiger – und geringere Kosten bedeutet am Ende auch mehr Gewinn. Auch hier berät den Unkundigen wieder keiner – etwa darüber, dass manche Online-Broker ETF-Sparpläne sogar völlig ohne Gebühren anbieten. (Wenn Sie wissen wollen, ob Sie möglicherweise ebenfalls zu viel Gebühren bezahlen, benutzen Sie einfach unseren kostenlosen und individuellen Broker-Rechner).

Auch hier wird gerade von den Unkundigen und den Menschen, die über kaum irgendwelches Wissen verfügen, viel zu viel verlangt. Und sie werden mit durchaus wichtigen Dingen relativ allein gelassen.

Unser Fazit

Eine einfache Anlage kann so einfach sein wie sie will – wenn Menschen nicht über das grundlegende Wissen verfügen, um sie verstehen zu können, ist sie das nicht. Durch Mißverständnisse oder Unklarheiten besteht dann die Gefahr, gerade bei solchen “Fertigprodukten” ohne wirkliche Beteiligung des Anlegers dann auch noch den letzten Rest mühsam aufrecherhaltenen Vertrauens in die Finanzmärkte zu verspielen.

Unserer Meinung nach ist es wesentlich wichtiger, Menschen das grundlegend nötige Wissen zu vermitteln (was wir hier mit unserer Seite versuchen) und sie dann selbst entscheiden zu lassen. Nur so wird ein Schuh draus. Couch-Produkte lösen gar nichts, und wer es bequem haben will, kann auch auf Robot-Investments setzen – oder seine ETFs einfach selbst zeichnen. Das bedeutet auch nicht mehr Aufwand.

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