„Kann das Schuldenthema mit Inflation gelöst werden“?

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„Kann das Schuldenthema mit Inflation gelöst werden“?

Schuldeninflationierung

Der Gedanke ist eigentlich relativ schlüssig und einfach zu verstehen. Leihe dir von jemanden Geld aus und bezahle Zinsen unter der Inflation und schon wird der Schuldendienst einfacher.

Die Schulden werden zwar nicht nominal (in der Höhe) weniger, allerdings fällt es leichter einen Betrag von 100.000 Euro in 20 Jahren zurückzubezahlen als heute. Denn bei einer durchschnittlichen Inflation von 2,5 % jährlich haben 100.000 Euro in 20 Jahren so viel Kaufkraft wie ca. 60.000 Euro heute (100.000 / 1,025^20).

Daher versuchen Gläubiger – logischerweise – Renditen über der Inflation einzufahren. Dass die persönliche Inflation wesentlich von der echten Inflation abweichen kann, haben wir Ihnen bereits in Folge 8 (Link) erläutert.

Staatsschuldenquote

Die Schulden, die ein Staat sich und damit seinen Bürgern im Laufe seiner Geschichte aufgehalst hat, werden heutzutage nicht mehr absolut betrachtet, sondern relativ zur Wirtschaftsleistung (BIP).

Die Staatsschuldenquote ist also eine Prozentzahl. Wer Schulden in der Höhe von 100% des BIPs hat, hat also genauso hohe Schulden, wie der „Gesamtwert aller Güter und Dienstleistungen“, die während eines Jahres innerhalb einer Volkswirtschaft hergestellt und an den Endkonsumenten ausgeliefert werden (BIP).

Als kritische Marke wird von „Experten“ 60% des BIPs gewertet (Maastricht-Grenze). Wohlgemerkt, schafft das fast kein Land in Europa bzw. der Euro-Zone.

Um diese Quote zu verbessern könnte man nun

  1. Das Wirtschaftswachstum ankurbeln. Würden wir das BIP verdoppeln, hätten wir nur mehr halb so viele Schulden – relativ zum BIP – auch wenn die absolute Höhe gleich bleibt.
  2. Die Schulden durch Budgetüberschüsse abbauen. Das hat man in Österreich und Deutschland auch fast noch nie geschafft, auch nicht in guten Zeiten. Wir können uns also bei unseren Vorgängern bedanken, die uns immer eingeredet haben „Spare in der Zeit, dann hast du in der Not“, allerdings selbst das nie so gemacht haben.
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Das sind die zwei echten Möglichkeiten, die wir haben. A ist ziemlich unrealistisch, da ein normaler Organismus auch nicht unendlich und vor allem nicht exponentiell wachsen kann. Natürlich hätten wir noch viele Reserven (längere Lebensarbeitszeit, interne Abwertung,  ect.) doch die sind auch nicht gerne gesehen. Und Variante B haben wir Österreicher seit Ausrufung der zweiten Republik auch noch nicht wirklich geschafft (bis auf ein Nulldefizit, dass durch Verkauf von Unternehmen ermöglicht worden war), also warum sollte es jetzt auf einmal gehen?

Die „anderen“ Möglichkeiten

Es gibt aber auch noch andere Möglichkeiten, das Problem mit den Schulden zu lösen.

  1. Schuldenschnitt (Haircut). Wir könnten einfach unsern Gläubigern, die unsere Staatsdefizite nun seit fast 40 Jahren finanziert haben, einfach sagen, dass sie sich ihre Ansprüche auf Rückzahlung der Anleihen sonst-wo-hin stecken können. Das klingt in den Augen vieler sehr „fair“. Anders gefragt: Würden Sie mir noch Geld leihen, wenn ich Ihnen das erste Mal kein Geld zurückbezahlt habe und mir nun erneut von Ihnen Geld leihen will? Ich nicht.
  2. Inflation bzw. Hyperinflation durch Gelddrucken. Das Problem an der Sache ist, dass dies nicht mehr wirklich funktioniert. Früher konnten Nationalstaaten sogenannte Notenbankkredite von ihrer Zentralbank aufnehmen bzw. einfach „echtes“ Geld drucken und dann „in Umlauf“ bringen.  Das geht im „Europäisches System der Zentralbanken“ (ESZB) nicht mehr, da diese Art von „Finanzierung“ verboten ist.
  3. Währungsreform. Diese folge im Laufe der Geschichte beinahe immer auf Zeiten der Hyperinflation. Zuerst wurde eine Währung ordentlich inflationiert und immer „größere“ Gelscheine gedruckt (ein Laib Brot kostet dann halt 1.000.000 Euro) und dann wurde die Währung „reformiert“ und durch eine andere im Verhältnis von z.B.: 1:1.000.000 getauscht. Das Ergebnis: Wer vor Ausbruch der Inflation 1.000.000 Euro hatte, der konnte sich vorher z.B.: 1 Million Laib Brot kaufen zum Preis von 1 Euro je Laib Brot. Danach reichte das Geld nur mehr für ein Laib Brot. Nach der Reform reichte es weiterhin nur für ein Laib Brot, das kostete allerdings dann wieder 1 Euro. Durch das „viele“ Geld, konnten dann auch mühelos alle Schulden „bezahlt“ werden. Zahlungskondition: Inflation!
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Allerdings muss man sich als „mündiger Bürger“ die Frage stellen, ob das wirklich in Ordnung geht, wenn wir unsere Probleme alle 50 Jahre so lösen? Sollte man nicht endlich einmal die Ursachen bekämpfen, anstatt die Folgen davon zu „bewältigen“?

Wir bitten Sie ganz herzlich darum, mit uns zu diskutieren! Lassen Sie uns doch einen Kommentar dar und präsentieren Sie uns Ihre persönliche Meinung!

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  1. Pingback: Währungsflucht - und was davon zu halten ist | DieKleinanleger.com

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