Was besagt das Modigliani-Miller-Modell?

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Was besagt das Modigliani-Miller-Modell?

Das Modigliani-Miller-Modell befasst sich sehr eingehend mit dem Einfluss des Verschuldungsgrades eines Unternehmens auf seinen Marktwert. Anders ausgedrückt: Das Modell versucht herauszufinden, ob es eine möglichst optimale Struktur aus Fremd- und Eigenkapital gibt, bei der der Marktwert eines Unternehmens am höchsten ist – und bei welcher Kapitalverteilung der Marktwert des Unternehmens am meisten sinkt.

Dahinter steht eine umfassende Theorie, die sich insgesamt in drei festgelegten Theoremen ausdrückt. Vor allem für den Kapitalmarkt interessant ist dabei das zweite Theorem des Modigliani-Miller-Modells. Aus der Arbeit am Modell ergeben sich auch noch einige weitere Schlüsselerkenntnisse, die durchaus bei der Bewertung eines Unternehmens und bei der Bewertung von Unternehmensentscheidungen hilfreich sein können. Das ist auch für den Anleger (Aktionär) – wenigstens als Überlegung – durchaus interessant.

Unternehmensrisiko

In ihren Vorbetrachtungen kommen Miller und Modigliani schon zu einer für Anleger interessanten Betrachtungsweise: nämlich dass Unternehmen mit gleichem Geschäftsrisiko in Risikoklassen zusammengefasst werden können und dass Unternehmen jeweils ein gleiches Finanzrisiko haben, wenn sie den gleichen Verschuldungsgrad haben. Umgekehrt haben Unternehmen nach Modigliani und Miller immer dann den gleichen Marktwert, wenn die gleichen Cash-Flows (Brutto-Gewinne) zu erwarten sind – und zwar unabhängig von ihrer jeweiligen Kapitalstruktur aus Fremdkapital und Eigenkapital. Das lässt sich theoretisch wenigstens durchaus beweisen, dafür kann man einen Arbitrage-Beweis anführen.

Die Voraussetzung für diese Theorie ist allerdings, dass man einerseits einen vollkommenen Kapitalmarkt zugrunde legt und andererseits finanzierungsabhängige Steuern außer Betracht lässt. In der Praxis weichen deshalb einzelne Punkte ab und die erwarteten Gleichgewichte stellen sich nicht ein. Grundlegend bewahrheitet sich das Modigliani-Miller-Modell unter den theoretischen Voraussetzungen aber in dieser Form durch die Schlüssigkeit des Arbitrage-Beweises bei vollkommenen Voraussetzungen. Das ist bereits das erste Theorem.

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Zweites und drittes Theorem

Als Nächstes behaupten Miller und Modigliani: dass die Gesamt-Kapitalkosten eines Unternehmens vom jeweiligen Verschuldungsgrad immer unabhängig sind. Oder anders formuliert, egal wie die Kapitalstruktur des Unternehmens aus Fremd- und Eigenkapital aufgebaut ist, der Eigenkapitalkostensatz des Unternehmens bleibt immer durchschnittlich gleich. Gleichzeitig formulieren sie eine Abhängigkeit der Eigenkapitalkosten vom Verschuldungsgrad des Unternehmens. Geht man beiden Berechnungen im Detail nach, kommt man zu der Erkenntnis, dass es keine optimale Verschuldensstruktur für Unternehmen gibt, die sich auf den Marktwerkt tatsächlich auswirken würde. Geht man dem noch weiter nach, kommt man zu der Kernaussage im dritten Theorem: die durchschnittlichen Kapitalkosten bleiben konstant.

Einschränkungen

Das Modell bezieht sich durchwegs auf einen vollkommenen Kapitalmarkt ohne jegliche Einschränkungen, darauf, dass Fremd- und Eigenkapital ohne Transaktionskosten handelbar sind und dass es in allen Bereichen nicht nur viele Anbieter, sondern auch viele Nachfrager gibt (vollkommene Situation). Dazu müssen bei der Betrachtung sowohl Steuern als auch Insolvenzkosten grundlegend außer Acht gelassen werden. Die Theoreme gelten also nur unter diesen Bedingungen – in der Praxis wird das völlige Gleichgewicht in den Unternehmenswerten durch ebendiese Einschränkungen nicht erreicht. Dennoch ist das Modell wertvoll, da es zeigt, dass ein annäherndes Gleichgewicht besteht – und dass, je vollkommener die Voraussetzungen sind, desto eher werden sich die Unternehmenswerte angleichen. Das immerhin kann man in die Praxis mitnehmen.

In der Praxis wird am Modell häufig Kritik geübt, da sich einzelne Thesen in der Praxis nicht aufrechterhalten lassen, wenn man praktische und übliche Voraussetzungen anlegt. Vor allem Steuern haben einen recht wesentlichen Einfluss auf die Kapitalstrukturen von Unternehmen – da sie deren Kapitalkosten entscheidend mitbeeinflusssen.

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Schlussfolgerung: Zwar wird das in der Theorie eindeutig ausgeschlossen, in der Praxis erkennt man allerdings dann deutlich, dass unternehmerische Finanzierungentscheidungen eben sehr wohl einen deutlichen Einfluss auf den Wert des Unternehmens haben. Das lernen wir daraus.

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