Wie Aktien gegen Kursverluste absichern?

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Wie Aktien gegen Kursverluste absichern?

Vor langer Zeit – am 12 April 2012 – haben wir uns mit einer einfachen Optionsstrategie, genannt „Put (as) Insurance“, beschäftigt. Obwohl die generelle Aussage dieses Artikels noch immer stimmt und gültig ist, möchten wir unser in der Zwischenzeit gesteigertes Wissen nutzen, um diese Strategie noch einmal kritisch zu beleuchten.

Side Note: Um überhaupt Aktien kaufen zu können bzw. Optionen zum Absichern erwerben zu können, benötigen Sie einen Broker – hier geht’s zum Broker-Vergleich.

Wie kann ich Aktien gegen Kursverluste absichern?

Die Idee dahinter ist einfach – Sie benötigen eine Versicherung. Verlieren Ihre Aktien an Wert, benötigen Sie ein Finanzinstrument, welches Ihnen eine Art „Ausgleichszahlung“ liefert, idealerweise in genau der gleichen Höhe wie Ihr Kursverlust. Ihr „Downside-Risk“ wäre somit aus der Welt geschafft.

Nun, das klingt zu gut um wahr zu sein. Bei einem Praktikum in einer österreichischen Investmentbank hat ein altgediegener Händler zu einem Newcomer gesagt: „An der Börse gibt es keine sicheren Geschäfte“. Klingt logisch – ist es auch! Das sollte ein Anleger immer im Hintergrund behalten.

Das benötigte Finanzinstrument ist eine Put-Option, oder Verkaufsoption auf Deutsch. Eine Put-Option berechtigt Sie, eine gewisse Menge an Aktien (Kontraktgröße) zu einem jetzt spezifizierten Preis (Strike) in der Zukunft (am Strike-Day) zu verkaufen. Wichtig ist, dass Sie durch eine Put-Option ein Recht, jedoch keine Pflicht, erwerben. Sie können verkaufen, müssen aber nicht.

Nun, diese Konstruktion ist nur möglich, wenn Ihr Gegenüber (Stillhalter, Short-Position) kein Wahlrecht hat, sondern stets verpflichtet ist, Ihrem Wunsch zu „gehorchen“. Für diese Verpflichtung wird er entlohnt – sein Preis ist die Optionsprämie.

Sie lösen Ihr Wahlrecht nur ein, wenn der Aktienkurs am Tag der Ausübung unter dem Strike-Preis ist. Angenommen, der Strike liegt bei 12 Euro und der aktuelle Börsenkurs beträgt 10 Euro. Am Markt können Sie lediglich zu 10 Euro verkaufen – Ihr Optionspartner ist verpflichtet, Ihnen die Aktie zu 12 Euro das Stück abzunehmen. Diese Option hat für Sie – und auch für alle anderen – einen Wert von (mindestens) 2 Euro.

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Wäre der Börsenkurs bei 14 Euro so wäre es nicht gerade intelligent, die Option ausüben. Wer verkauft schon um 12, wenn er auch um 14 verkaufen könnte?

Wie viel kostet die Versicherung?

Der Preis der Versicherung bzw. der Option ist von mehreren Faktoren abhängig, auf die wir nun nach der Reihe eingehen werden.

Wir gehen in allen Beispielen davon aus, dass Sie 100 Stück Aktien der XYZ AG um 15 Euro in Ihrem Portfolio haben und diese für einen gewissen Zeitraum, so lange wie möglich, absichern wollen.

Faktor 1: Absicherungsniveau

Wenn Sie Ihre Aktien zu 100 % absichern wollen, benötigen Sie eine Option mit Strike 15. Wenn Sie Ihre Position nur zu 80 % absichern wollen, benötigen Sie eine Option mit Strike 12 (15 x 0,8).

Spiel wir das Szenario durch – die Aktie sinkt auf 10.

Ihr Portfolio hat einen Wert von 1.000 Euro (100 Stück x 10 Euro). Im Falle der 100%-igen Absicherung haben Sie sich 100 Puts mit Strike 10 gekauft. Jede Option ist nun 5 Euro wert sind. Ihr Optionsportfolio hat einen Wert von 500 Euro – Ihr Gesamtportfolio ist 1.500 Euro wert – Sie haben keinen Verlust. (Natürlich nur, wenn man sämtliche Transaktionskosten, Steuern und vor allem die Optionsgebühr außer Acht lässt).

Kaufpreis1500 €
Wert am Stichtag1.000 €
Wert der Optionen500 €
Gewinn/Verlust (ohne Spesen)0 €

 

Entscheiden Sie sich für die 80%-ige Versicherung beträgt der Wert Ihres Aktienportfolios 1.000 Euro und der Wert Ihres Optionsportfolios 200 (1 Option: 12 – 10). Ihr Gesamtportfolio ist 1.200 Euro wert, oder 80 % Ihres Ausgangsportfolios.

Kaufpreis1500 €
Wert am Stichtag1.000 €
Wert der Optionen300 €
Gewinn/Verlust (ohne Spesen)200 €

 

Dass die 100%-ige Absicherung teuer ist, ist mehr als einleuchtend. Ihr maximaler Gewinn beträgt beim 15er Put 15 Euro – eine Aktie kann niemals weniger als Null kosten – beim 12er Punt nur 12 Euro – daher kostet die 15er Option mehr.

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Faktor 2: Volatilität

In Folge 83 haben wir erklärt, was Volatilität bedeutet. Eine hohe Volatilität ist gleichbedeutend mit einem unruhigen Markt – die Kurse schwanken stark (nach oben und nach unten). Eine hohe Volatilität lässt Optionspreise steigen und eine niedrige Volatilität lässt Optionspreise tendenziell sinken.

Warum? Ganz einfach – die (erwartete) Volatilität drückt in gewisser Weise das Risiko aus, dass die Aktie in der Zukunft einen gewissen Punkt erreicht. Wäre dieses Risiko null, so würde jeder eine Option schreiben, mit einem Strike, der gleich/unter (Put-Option) oder gleich/über (Call-Option) dem  aktuellen Kurses liegt. Es besteht ja schließlich nicht das Risiko einer Kursänderung – die Option würde daher nicht ausgeübt werden und als Optionsstillhalter könnten Sie die Optionsprämie risikofrei einstreichen.

Wäre allerdings das Risiko (die Volatilität) sehr hoch, so würden Sie dieselbe Option nur zu einem höheren Preis schreiben (=verkaufen) bzw. überhaupt nicht.

Merkregel: In Zeiten hoher Volatilitäten werden bestehende und neue Optionen teuer, in Zeiten geringen Volatilität werden bestehende und neue Optionen billiger. Dies hat aber lediglich einen Einfluss auf den Zeitwert einer Option – am Ausübungstag (dem Strike-Tag) ist der Zeitwert bei null und die Option kostet lediglich den Unterschied zwischen Strike und Kurs (Put) oder Kurs und Strike (Call) – auch innerer Wert genannt.

Weitere Faktoren

Eine Option bzw. der Zeitwert einer Option wird noch von einer Menge anderer Faktoren beeinflusst, wie z.B.: dem Zinssatz, der Laufzeit und auch dem Wert des Basispreises selbst.

Um diese Faktoren zu evaluieren, sind jedoch tiefergehende mathematische Fertigkeiten und Kenntnisse über ein Optionspreismodell, wie z.B.: das bekannteste Modell von Fischer Black und Samuel Scholes von Nöten.

Wie lange kann ich meine Aktien absichern?

Optionen haben meist nur sehr kurze Laufzeiten. Es gibt zwar die Möglichkeiten, Optionen mit Strike-Day in mehreren Jahren zu handeln, allerdings passiert dies fast nie und daher sind diese Optionen alles andere als liquide.

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Wenn Sie die Versicherung über einen längeren Zeitraum abschließen wollen, müssen Sie daher einen „rollierenden“ Ansatz verwenden. Sie würden eine liquide Option, z.B.: mit Strike in 6 Monaten, kaufen und nach 6 Monaten diese Option verkaufen und eine neue Option, mit Strike in 6 Monaten, kaufen.

Dies hat natürlich Transaktionskosten zur Folge und auch die Absicherungskosten können aufgrund der oben beschriebenen Faktoren (Vola, Zinssatz, Preis des Basiswertes (Delta)) steigen.

Wofür eignet sich diese Strategie am besten?

Nun, diese Frage müsste eigentlich heißen: Wofür eignet sich diese Strategie (ohne Abänderung) nicht?

  • Sie können mit dieser Strategie lediglich eine Aktie absichern – in der Regel bestehen Portfolios aus mehreren Werten. Hierfür müsste man entweder verschiedene Optionen kaufen (höhere Transaktionskosten) oder einen One-Size-Fits-All-Ansatz wählen (Stichwort: Korrelation), der jedoch nicht immer zum gewünschten Ziel führt.
  • Sie können mit dieser Strategie lediglich ein zeitlich befristetes Exposure absichern, da Sie ansonsten die Optionen „rollieren“ müssten. Hierfür wäre der Einsatz von Futures besser geeignet, wobei auch bei Futures rolliert werden muss.
  • Als Kleinanleger haben Sie in der Regel nicht die Freigabe zum Handel mit Optionen und anderen Derivaten.
  • Optionen werden meistens in größeren Paketen gehandelt, also z.B.: 100 Aktien je Kontrakt. Haben Sie z.B.: eine Aktie mit Kurs 50, so wär in diesem Fall das Mindestabsicherungsniveau 5.000 Euro – Kleinanleger-Positionen sind in der Regel kleiner.

Obwohl diese Strategie – trotz Ihrer Schwächen – durchaus seine Vorzüge hat, können wir Kleinanlegern, die nicht bereit sind, tiefer in die Materie einzusteigen, in der Regel nicht empfehlen, diese Strategie anzuwenden. Natürlich müssen sich Kleinanleger einem Abwärtspotential nicht hilflos aussetzen, ihnen bleibt aber somit lediglich der Verkauf Ihrer Aktien, welcher auch mit Transaktionskosten verbunden ist.

Wie stehen Sie zu dieser Strategie? Haben Sie schon einmal Optionen gekauft bzw. verkauft?

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