Franken-Freigabe: Was bedeutet die Aufhebung der Wechselkursuntergrenze für Kleinanleger?

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Franken-Freigabe: Was bedeutet die Aufhebung der Wechselkursuntergrenze für Kleinanleger?

Die Entscheidung der Schweizer Notenbank (SNB) kam unerwartet: Mit Wirkung zum 22. Januar ist die Wechselkursuntergrenze zum Euro aufgehoben. Wir hatten bereits darüber berichtet.
Eingeführt worden war die Untergrenze vor rund drei Jahren zum Schutz der Schweizer Wirtschaft. Von der Koppelung an den Euro und massenhaften Euro-Aufkäufen erhoffte man sich weitgehend stabile Exporte – immerhin gehen rund 60 Prozent der Schweizer Ausfuhren in den Euroraum. Dass dieses Regulierungsmittel ab sofort nicht mehr genutzt werden soll, kommt überraschend, ist aber nachvollziehbar. Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass die Europäische Zentralbank (EZB) grünes Licht für massenhafte Ankäufe von Staatsanleihen erhalten hat und diesen Plan wohl auch in die Tat umsetzen wird. Damit wäre der Aufwertungsdruck für die Schweizer noch deutlich größer geworden, er hätte letztlich noch viel größere Devisenreserven ins Land gespült, die angesichts volatiler Märkte zwar Chancen auf Gewinne aber auch die Möglichkeit hoher Verluste bergen.

Wirkung auf Aktien

Die Schweizer Wirtschaft scheint derzeit alles andere als erfreut über diesen Schritt der SNB. Mittelfristig rechnen Experten damit, dass sich der Wechselkurs Euro-Franken etwa bei 1:1,10 einpendeln wird. Diese Aufwertung des Franken zieht wahrscheinlich einen Exporteinbruch nach sich, verteuert sie doch sämtliche Schweizer Produkte, die in den Export gehen. Das kann Arbeitsplätze kosten und Unternehmensgewinne schmälern, was sich letztlich in den Unternehmenszahlen, Gewinnprognosen und bei der Bewertung von Unternehmenspapieren ausdrücken dürfte. Heißt konkret: Die Wahrscheinlichkeit, dass Papiere Schweizer Unternehmen kurz- und mittelfristig nicht so gut performen wie erhofft, ist relativ hoch. Dennoch ist es wenig ratsam, Panikverkäufe zu starten und sich von Schweizer Titeln zu trennen. Das weiß auch die Mehrheit der Anleger: Sie verhält sich mehrheitlich abwartend, nur wenige haben direkt nach der Nachricht Gewinne mitgenommen. Übrigens: Einige deutsche Unternehmen wie z.B. die Automobilhersteller könnten von der Situation profitieren. Gerade hochwertige deutsche Autos wie BMW und Audi sind bei den Schweizern begehrt – und mit einem starken Franken erschwinglicher als zuvor, was die Gewinne und Kurse der deutschen Automobilhersteller in die Höhe treiben könnte.

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Wirkung auf Sparzinsen

Um den unkontrollierten Auftrieb des Franken zu bremsen, hat die SNB darüber hinaus beschlossen, den Zins für Bankeinlagen von minus 0,25 Prozent auf minus 0,75 Prozent zu senken. Der Trend zum Negativzins für Sparguthaben geht also weiter. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass der Franken als sichere Fluchtwährung genutzt wird und zu viele Devisen ins Land fließen. Die SNB geht davon aus, dass die Geldinstitute die Negativzinsen nun an ihre Großkunden wie z.B. Hedgefonds weitergeben werden, die in der Konsequenz die Schweiz meiden werden. Für Kleinanleger dürfte sich jedoch wenig ändern: Viele Banken schließen negative Sparzinsen für ihre Privatkunden aus. Möglich ist jedoch eine weitere Reduzierung der ohnehin sehr niedrigen Zinssätze, was Spareinlagen selbst bei Deflationstendenzen noch unattraktiver macht.

Wirkung auf Kredite

Grundsätzlich wirkt sich das allgemein niedrige Zinsniveau sehr positiv auf das Kreditangebot aus. Zumindest wenn es sich um Darlehen für Schweizer handelt – Fremdwährungsdarlehen werden ab sofort deutlich unattraktiver. Deren Höhe ist durchaus beachtlich: Allein in Österreich lauten Darlehen im Umfang von 35,6 Milliarden Euro auf Franken, in Deutschland sind es immer noch 14,9 Milliarden Euro. Bei diesen auf Franken lautenden Krediten handelt es sich oftmals um Immobilienkredite und sogenannte Schweizer Kredite (Privatkredite ohne Schufa-Prüfung, ausgegeben u.a. durch Schweizer Banken). Mit dem Wegfall der Wechselkursuntergrenze ist es wahrscheinlich, dass der Franken aufwertet und diese Kredite für Kreditnehmen im europäischen Ausland deutlich teurer werden – trotz sinkender Zinsen. Damit sieht sich ein Teil der Kleinanleger, die auf die eigene Immobilie zur Altersvorsorge bauen, womöglich gezwungen, sich mit Verlusten von ihrem Betongold-Investment zu verabschieden.

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