Die Core-Satellite-Strategie – aktiv und passiv zugleich investieren

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Die Core-Satellite-Strategie – aktiv und passiv zugleich investieren

ETF gelten gemeinhin als ideales Instrument, um passiv zu investieren. Da Indexfonds sich darauf beschränken, einen Marktindex abzubilden, können sie nicht besser abschneiden als ihr Referenzmarkt – aber auch nicht schlechter. Sie vollziehen die Marktentwicklung immer nur exakt mit. Für manchen Anleger ist ein wesentliches Anlageziel so bereits erreicht. Wer auf eine vergleichsweise risikoarme Strategie bei Geldanlagen setzt, wird sich damit begnügen. Vielen Investoren ist das schiere Abwarten aber zu wenig, sie wollen auch aktiv Investment-Chancen nutzen, ohne dabei zu sehr auf Sicherheit verzichten zu müssen. Es ist, als ob zwei Herzen in einer Brust schlagen – das Bestreben, Risiken in engen Grenzen zu halten und der gleichzeitige Wunsch, mehr als nur ein “durchschnittliches” Ergebnis zu erzielen. Auf solche Investoren ist die sogenannte Core-Satellite-Strategie beim Investieren gemünzt.

Zweiteilung nach dem Pareto-Prinzip

Worum geht es dabei? Die Bezeichnung “Core” und “Satellite” bemüht das Bild von einem Planetensystem, bei dem die einzelnen Planeten wie Satelliten um einen Stern in der Mitte kreisen. Und tatsächlich ist damit das Prinzip des Core-Satellite-Ansatzes gut beschrieben. Es besteht aus einer Zweiteilung des Investment-Vermögens. Das Gros des Geldanlagevolumens wird in den Kern – den “Core” – investiert, der Rest fließt in die sogenannten Satelliten-Investments. Das bewusste Ziel dieser Aufteilung ist, eine möglichst große Ungleichverteilung von Risiken und Chancen zu erreichen. Im Kernanteil geht es vor allem um sicheres, wertbeständiges Investment, die Satelliten sollen dazu dienen, Investment-Chancen zu nutzen. Dafür werden hier größere Risiken in Kauf genommen.

Den dahinter stehenden Grundgedanken nennt man Pareto-Effekt. Er ist nach dem italienischen Ökonomen Vilfredo Pareto benannt, der mit der sogenannten Pareto-Verteilung ein statistisches Phänomen beschrieb, nach dem bei einer Wertemenge eine relativ kleine Anzahl von hohen Werten wesentlich mehr zum Gesamtwert einer Menge beiträgt als eine große Zahl niedriger Werte. Diese Ungleichverteilung lässt sich empirisch bei vielen Sachverhalten und Untersuchungsobjekten beobachten. Häufig wird auch von der 80-zu-20-Regel gesprochen: 80 Prozent eines Ergebnisses werden mit 20 Prozent des Aufwandes erreicht, andererseits bewirken 80 Prozent des Aufwands nur 20 Prozent des Gesamtergebnisses.

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Core und Satellites – die 80-zu-20-Regel

Diese Erkenntnis macht sich auch die Core-Satellite-Strategie zunutze. Sie spaltet das Investmentvermögen in einen größeren Kernanteil auf, in dem breit diversifizierte Anlageinstrumente zum Einsatz kommen und einen kleineren “Satelliten”-Teil, in dem eher spekulative Instrumente genutzt werden. In der Sprache der 80-zu-20-Regel bedeutet dies: 80 Prozent des Vermögens werden passiv in vergleichsweise sichere, aber nicht so ertragsstarke Titel investiert, 20 Prozent dagegen eher aktiv in riskantere, aber renditeträchtigere Papiere. Die Ungleichverteilung des Investmentvolumens geht mit einer Ungleichverteilung der Risiken und Ertragschancen einher. Der Core trägt nur 20 Prozent zum Gesamtergebnis bei, bildet aber auch nur 20 Prozent des Risikos ab – ist also recht sicher. Die Satellites stehen dagegen umgekehrt für 80 Prozent der Ertragschancen, aber auch 80 Prozent des Risikos. Hier steht spekulatives Investment im Fokus. Selbstverständlich ist es nicht zwingend, eine Aufteilung 80 zu 20 zu wählen. Es sind auch andere Verhältnisse möglich – der Gedanke der Ungleichgewichtung sollte aber gewahrt bleiben, sonst würde das Grundprinzip der Core-Satellite-Strategie ad absurdum geführt.

Der Vorteil der Aufteilung besteht nicht zuletzt in der deutlich höheren Transparenz gegenüber anderen Investment-Ansätzen. Der Investor weiß hier ganz genau, welcher Teil seines Vermögens passiv angelegt ist, so dass er sich nicht so intensiv darum kümmern muss und welcher Teil aktiv investiert ist mit entsprechend höherem Betreuungsaufwand. Transparenz ist eine wichtige Voraussetzung bei jedem Portfolio, um Risiken und Erträge effizient steuern zu können.

ETF – ideal für das Core-Investment

Für die “Bestückung” des Cores bieten sich ETF geradezu an. Dabei sollten Indexfonds gewählt werden, die Märkte möglichst breit abdecken. Bei Aktien-ETF wäre ein reiner DAX-Bezug fast schon zu selektiv. Besser sind ETF, die den MSCI Europe oder den MSCI World als Referenz haben. Aber auch eine Kombination von mehreren ETF, die sich auf einzelne Aktienmärkte beziehen, ist denkbar. Wer noch stärker sicherheitsorientiert ist, kann auch Indexfonds mit Rentenbezug einsetzen. Der Vorteil der ETF-Nutzung besteht nicht nur in der exakten Marktabbildung, sondern auch in den besonders niedrigen Kosten. Da diese Fonds selbst passiv gemanagt werden, machen ihre Kosten nur einen Bruchteil der sonst anfallenden Fondsgebühren aus. Der Core ist daher nicht nur relativ sicher, sondern auch kostengünstig. Auch das trägt zu einem stabilen Ergebnis bei. Einmal zusammengesetzt muss man sich um diesen Teil des Investmentvermögens nicht mehr allzu intensiv kümmern. Es reicht ein gelegentliches Rebalancing, falls sich die Zusammensetzung im Zeitablauf gravierend verschieben sollte.

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Welche Instrumente eignen sich als Satelliten?

Umso mehr Aufmerksamkeit erfordern die Satellites. Hier wird in besonders interessante Märkte, Regionen oder Papiere investiert, die eine überdurchschnittliche Wertentwicklung versprechen. Das setzt eine entsprechend intensive Beschäftigung mit der Materie und laufende Beobachtung, Überwachung und Steuerung voraus. Dabei sollte auch hier dem Gedanken der Risikostreuung gefolgt werden. Das bedeutet, nicht “alles auf eine Karte” zu setzen, sondern Risiken zu mischen. Daher ist es zweckmäßig, wenn die Satelliten unterschiedlichen Anlageklassen angehören und auch die in den einzelnen Klassen enthaltenen Anlageinstrumente Risikostreuung betreiben. Je nach Marktlage und Entwicklungen kann es sinnvoll sein, häufiger umzuschichten, denn erfahrungsgemäß sind Investmentchancen nicht konstant, sondern wechseln im Zeitablauf. Darin drückt sich das spekulative Element aus. Folgende Instrumente kommen beispielhaft in Betracht:

  • aktiv gemanagtes Aktienfonds. Dabei ist darauf zu achten, dass diese Fonds auch tatsächlich erfolgreich aktiv agieren, was längst nicht immer der Fall ist;
  • ETF, die Smart-Beta-Konzepten folgen – also spekulativ ausgerichtet sind – oder sich auf spezielle Märkte bzw. Marktsegmente mit überdurchschnittlichen Aussichten beziehen, zum Beispiel auf Emerging Markets, Small and Mid Caps oder bestimmte Branchen (High Tech, Erneuerbare Energien u.a.);
  • ETC – Exchange Traded Commodities. Dabei handelt es sich um eine besondere Klasse von Zertifikaten, die auf Rohstoffe oder Edelmetalle ausgerichtet sind;
  • offene Immobilienfonds;
  • sonstige Zertifikate – zum Beispiel mit Währungs-, Aktien- oder Rohstoffbezug.

Unterschiedliche Core-Satellite-Strategien – vielfältige Möglichkeiten

Bei der Umsetzung von Core-Satellite-Strategien lassen sich defensive, ausgewogene oder eher risikoorientierte Grundhaltungen durch entsprechende Zusammensetzungen und Schwerpunkte berücksichtigen:

  • ein defensives Core-Satellite-Portfolio könnte so aussehen: der Core besteht zu 40 Prozent aus einem ETF auf deutsche Jumbo-Pfandbriefe, jeweils 30 Prozent machen ein ETF auf europäische Aktien und auf europäische Unternehmensanleihen aus. Der Satellitenanteil besteht aus Indexfonds mit Bezug auf Renten weltweit (40 Prozent), Hochzinsanleihen weltweit (30 Prozent) und Dividendenwerten (30 Prozent);
  • eine ausgewogene Zusammensetzung wäre: ein Core aus 40 Prozent Euro-Staatsanleihen, jeweils 30 Prozent europäischen und US-Aktien – über Indexfonds abgebildet – und ein Satellite-Portfolio, zu 40 Prozent aus globalen Wandelanleihen und zu je 30 Prozent aus Emerging-Markets-ETF und Dividendenaktien-ETF bestehend;
  • eine risikobereitere Core-Satellite-Strategie könnte folgendes Bild zeigen: der Kern setzt sich jeweils zu 40 Prozent aus ETF auf europäische und US-Aktien zusammen, die restlichen zwanzig Prozent bilden japanische Aktienwerte. Die Satellites bestehen – ETF-basiert- zu 40 Prozent aus Emerging-Markets-Aktien und zu jeweils 30 Prozent aus globalen Value-Titeln und Nebenwerten.
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Den besten Online-Broker für Core-Satellite-Ansatz finden

Welche Grundeinstellung Sie auch zu Rendite und Risiko haben, wichtig ist es beim Investment, immer auf die Kosten zu achten. Denn die Kosten schmälern Ihr Ergebnis, ohne das Risiko zu reduzieren. Um eine Core-Satellite-Strategie erfolgreich umzusetzen, benötigen Sie einen guten Broker, der sowohl passives wie aktives Investieren kostengünstig ermöglicht.

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