Negativzinsen: Was Kleinanleger darüber wissen sollten

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Negativzinsen: Was Kleinanleger darüber wissen sollten

Geld auf dem Sparbuch oder einem Sparkonto „liegenzulassen“ war zwar unter Renditeaspekten auch bisher schon keine gute Idee, doch spätestens mit der zurzeit immer häufiger diskutierten Einführung sogenannter Negativ- oder Strafzinsen sollten bei Anlegern alle Alarmglocken läuten. Denn dann entstehen ihnen nicht mehr nur schleichende Vermögensverluste aufgrund einer unterhalb der Inflationsrate liegenden Verzinsung, sondern auch zusätzliche Verluste, in Form von Kosten, die bislang bei der Geldanlage schlicht und einfach nicht angefallen sind.

Was sind eigentlich Negativzinsen?

Sogenannte Negativ- oder Strafzinsen stellen zunächst einmal das Gegenteil zu regulären, positiven Zinsen dar. Während Zinsen normalerweise als Preis für die Überlassung von Kapital gezahlt werden, werden Negativzinsen als Preis für die „Aufbewahrung“ von Kapital, beispielsweise in Form von Einlagen auf Konten, verlangt. Dies klingt zunächst paradox, kann aber wirtschaftlich unter bestimmten Voraussetzungen durchaus infrage kommen. Zum Verständnis der Problematik ist es sinnvoll, sich einmal mehr den Zusammenhang zwischen Angebot, Nachfrage und Preis in Erinnerung zu rufen. Es stellt sich also die Frage, unter welchen Umständen die Nachfrage nach einem bestimmten Anlageprodukt so viel größer als das Angebot sein könnte, dass Anleger dafür negative Zinsen akzeptieren würden. Da der Kapitalmarkt dem Idealbild des vollkommenen Marktes relativ nahe kommt, ist das nur unter sehr speziellen Bedingungen denkbar. Bei normalen Marktbedingungen wären Anleger wohl kaum bereit, für die Überlassung ihres Kapitals auch noch negative Zinsen zu zahlen und würden stattdessen lieber auf andere Anlageangebote ausweichen, bei denen sie eine positive Verzinsung erzielen. Tritt allerdings eine Situation ein, in der die verfügbaren Alternativen mit einem sehr hohen Ausfallrisiko behaftet sind, wäre es durchaus möglich, dass Anleger lieber geringe Negativzinsen akzeptieren als hohe Ausfallrisiken in Kauf nehmen zu müssen, wenn die betreffende Anlageform ihnen eine entsprechend hohe Sicherheit bietet.

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Ein Novum: Staatsanleihen mit negativer Durchschnittsrendite

Auch wenn derartige Überlegungen sehr theoretisch und abstrakt anmuten, können sie doch durchaus Realität werden. Dies zeigt das Beispiel des Kapitalmarktes in der Europäischen Union seit dem Beginn der Schuldenkrise im Jahr 2009. Die schwache Konjunktur in vielen europäischen Ländern führte dazu, dass Aktienanlagen in diesen Märkten mit erheblichen Kursrisiken verbunden waren. Deshalb zogen institutionelle Investoren, die diesen Risiken entgehen wollten, erhebliche Mittel aus den Aktienmärkten ab und investierten sie in Staatsanleihen von solchen Ländern, die in der Krise als vergleichsweise stabil galten. In der Folge stieg beispielsweise die Nachfrage nach deutschen Schuldverschreibungen drastisch an, sodass deren Durchschnittsrendite im Januar 2012 zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschlands negativ ausfiel.

Geldmarktpolitik als Ursache von Negativzinsen

Eine weitere mögliche Ursache von Negativzinsen ist die Geldmarktpolitik, die von der Notenbank des betreffenden Landes bestimmt wird. So ist die Europäische Zentralbank (EZB) beispielsweise bereits seit mehreren Jahren bestrebt, die Wirtschaft durch eine extreme Niedrigzinspolitik zu stimulieren. Niedrig verzinste Kredite erleichtern den Unternehmen die Finanzierung von Investitionen, – so die dahinter stehende Überlegung. Die Kehrseite davon ist jedoch, dass Anleger für Guthaben bei Banken faktisch keine Zinsen mehr bekommen. Im Juni 2014 wurde der Zinssatz für sogenannte Einlagefazilitäten, d. h. Einlagen von Geschäftsbanken bei der EZB, erstmalig auf -0,10 Prozent gesenkt, womit den Kreditinstituten erstmals offiziell Negativzinsen in Rechnung gestellt wurden. Diese wurden zwar zunächst nicht unmittelbar an Privatkunden weitergegeben, doch im November 2014 entschied sich mit einer kleinen Bank aus Thüringen erstmalig auch ein Kreditinstitut für Strafzinsen bei Einlagen von Privatanlegern. Diese betrugen 0,25 Prozent p. a. Sie galten allerdings nur für Einlagen von mehr als 500.000 Euro auf Tagesgeldkonten beziehungsweise von mehr als zwei Millionen Euro auf Girokonten, sodass die meisten Kleinanleger nicht betroffen waren. Inzwischen haben jedoch weitere Banken Negativzinsen auch für Privatanleger eingeführt und es ist durchaus möglich, dass die Grenzen dafür in Zukunft auch abgesenkt werden. Es ist daher keineswegs abwegig, sich Gedanken über die Auswirkungen eines solchen Szenarios für private Kleinanleger und über mögliche Handlungsoptionen zu machen.

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Welche Folgen haben Strafzinsen für Sparer – und wie können diese darauf reagieren?

Negativzinsen dürften von Anlegern in der Regel als Signal dafür verstanden werden, dass auch die Banken auf absehbare Zeit nicht damit rechnen, dass sich das Zinsniveau erhöht oder dass sich mit Alternativen zu Bankeinlagen bei überschaubaren Risiken lohnende Renditen erzielen lassen. Einige Anleger reagieren darauf mit einer höheren Risikoakzeptanz und erwerben beispielsweise höher verzinste Staats- oder Unternehmensanleihen beziehungsweise Aktien. Die Mehrheit der Anleger dürfte jedoch deutlich weniger risikoaffin sein und wendet sich typischerweise verstärkt Vermögenswerten wie Gold oder Immobilien zu, die als Sachwerte und „sichere Häfen“ in Krisenzeiten gelten. Abgesehen davon, dass sich mit Gold keine laufende Verzinsung erzielen lässt, haben diese beiden grundsätzlich durchaus interessanten Optionen den Nachteil, dass das verstärkte Investoreninteresse sich meist schon bald in entsprechenden Preissteigerungen niederschlägt. Sollte es gelingen, eine Immobilieninvestition mit einer vergleichsweise sicheren Ertragsperspektive zu einem moderaten Einstiegspreis zu realisieren, dann wäre dies allerdings in der Tat eine attraktive Alternative zu riskanteren Anlagen einerseits und negativ verzinsten Anlagen andererseits. Hinzu kommt, dass die niedrigen Kreditzinsen den Anstieg der Immobilienpreise bei der Kalkulation der Gesamtinvestition in gewisser Weise ausgleichen können, sodass ein Immobilienkauf eine sinnvolle Reaktion auf ein anhaltendes Niedrigzinsumfeld und drohende Strafzinsen sein kann.

Institutionelle Anleger spekulieren bei Niedrigzinsszenarien übrigens oft auch auf eine aufkommende Deflation. Diese hat zwar in der Summe negative gesamtwirtschaftliche Auswirkungen, führt aber dazu, dass die Kaufkraft des Geldes steigt und somit nominale Verluste ausgeglichen werden können. Die EZB ist zwar nach Kräften bemüht, deflationären Tendenzen entgegenzuwirken, doch wurde beispielsweise in Deutschland im Januar 2015 bereits eine Teuerungsrate von -0,4 Prozent registriert. Tendenziell riskantere Anlageformen wie Aktien oder Rohstoffe können für private Anleger jedoch auch bei grundsätzlich konservativem Investmentansatz eine Lösung sein, um möglichen negativen Zinsen zu entgehen, sofern dabei eine breite, ausgewogene Streuung des investierten Kapitals gewahrt wird. Dafür empfehlen sich beispielsweise Aktienfonds oder Exchange Traded Funds (ETFs), wobei letztere sich durch relativ geringe Verwaltungskosten auszeichnen.

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