Was macht eigentlich Warren Buffett gerade?

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Was macht eigentlich Warren Buffett gerade?

In unseren Beträgen war er schon des öfteren einmal Thema: Warren Buffett, das “Orakel von Omaha”. Der Großinvestor mit seinem Unternehmen Berkshire Hathaway ist nicht nur der drittreichste Mann der Welt, sondern auch der vehementeste Verfechter des Value Investing Ansatzes. Dabei positioniert er sich des Öfteren auch mindestens genauso vehement als Gegner der Markteffizienzhypothese oder der heute gängigen Portfolio-Theorie. Angesichts der Verwerfungen und Krisen in den vergangenen Jahren wollen wir natürlich wissen, was Mr. Buffett in dieser Zeit so getan hat – und wie es ihm geht. Wir haben einmal nachgesehen.

Berkshire Hathaway ist ziemlich reich

Und damit auch Warren Buffett, der immerhin der größte Aktionär des von ihm gegründeten Unternehmens ist. Noch im November 2019 betrug das Vermögen von Bershire Hathaway rekordverdächtige 128 Milliarden US-Dollar in Cash-Reserven, die angelegt werden wollen.

Das versetzte Buffett in die Lage, so ziemlich jedes börsengelistete US-Unternehmen kaufen zu können, das ihm einfiel. Nicht dass er so etwas jemals tun würde – aber die Möglichkeit dazu hätte er immerhin. Im dritten Quartal 2019 hat Buffett mit insgesamt 7,9 Milliarden US-Dollar zudem noch fast eine Milliarde mehr verdient, als er das sonst schon tut. Er hat also scheinbar einiges richtig gemacht. Sein privates Vermögen beläuft sich laut Forbes auf ungefähr 85 Milliarden US-Dollar.

Das ist wieder einmal ein ziemlich klarer Beweis dafür, dass sich Value Investing eben doch lohnt. Langfristige Strategien dabei umso mehr. Wer nur auf die kurzfristigen Gewinne schielt, fällt damit überdurchschnittlich oft auf die Nase. Und bringt es langfristig meist zu deutlich weniger. Das ist eine wichtige Regel auch für die, die besonders für das eigene Alter oder den Zeitraum der Pension vorsorgen. Beginne rechtzeitig, lass dir Zeit und stell das Ganze auf solide Füße. So oder so ähnlich würde man das sicher von den meisten Vertretern des Value Investing hören. Und das kann man nur unterschreiben.

Interessanter Fakt am Rande übrigens: Die 128 Milliarden US-Dollar Cash-Reserve setzten Buffett mächtig unter Druck – weil er nämlich nichts fand, was es seiner Meinung nach wert gewesen wäre, sein Geld darin anzulegen. Auch darin steckt eine wichtige Lektion. Die Zahl von wirklich lohnenden Investments ist häufig nur sehr gering. Die Welt ist bei Weitem nicht übersät mit “lohnenden Schnäppchen”. Vor allem nicht, wenn man langfristig denkt. Sehr oft gibt es einfach nichts, in das es sich wirklich lohnen würde, zu investieren und dabei zu bleiben. Dann sollte man auch genau das tun: nämlich nicht investieren. Das ist etwas, das wir erst noch lernen müssen.

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Reichtum ist flüchtig – und das “Orakel” auch nicht unfehlbar

So richtig und zielführend Buffetts Strategie sein ganzes Leben lang immer war (immerhin ist das Orakel nun beinahe 90) – auch ihm passieren manchmal Missgeschicke und Fehleinschätzungen.

Buffett, der grundsätzlich nur in Dinge investiert, die er, wie er sagt “auch wirklich versteht”, hatte ziemlich viel Geld in Kraft Heinz, das Unternehmen mit dem Ketchup gesteckt. Berkshire Hathaway hält immerhin über ein Viertel der Aktien des Unternehmens. Buffets Vertrauen darauf, dass die Leute immer mehr Junkfood (das auch Buffett selbst liebt) und Abgepacktes aus dem Supermarkt kaufen würden, hatte leider eine wacklige Grundlage. Die Umsätze mit Junkfood und Fertiggerichten gehen eher zurück und das in diesem Fall fehlgeleitete “Orakel” hat schmerzhaft hinnehmen müssen, dass Kraft Heinz allein dieses Jahr 15 Milliarden Dollar auf den Markenwert abgeschrieben hat.

Auch bei Apple fiel es ihm schwer, zuzuschlagen. Und es brauchte eine ganze Weile, bis er den Tech-Aktien wenigstens einigermaßen vertraute. Die erste Investition fiel eher zögerlich aus, weil Buffett vor dem Zuviel an Technologie, (“das werden wir nicht verstehen”) zuerst einmal zurückschreckte. Mittlerweile wurde Apple nach einigen Anlaufschwierigkeiten das größte Einzelinvestment von Buffett – ein Volumen von mittlerweile 35 Milliarden US-Dollar. Das bescherte Buffett Ende 2019 Zahlungen von 794 Millionen US-Dollar allein an Dividenden. Vermutlich hätte er das auch schon früher haben können, hat aber lange gezögert. Heute ist er davon überzeugt, dass sich das Leben der Menschen nun mal eben weitgehend genau um diese Smartphone-Technologie dreht.

Corona war ein Desaster für Berkshire Hathaway

Die Corona-Pandemie hat Buffetts Unternehmen dann massiv zugesetzt. Als Holding verlor Berkshire Hathaway in der Krise dem Quartalsbericht zufolge mehr als 50 Millarden US-Dollar. Die Turbulenzen an den Börsen führten bei Buffett zu riesigen Verlusten.

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Natürlich ist das noch nicht das Ende vom Lied. Der Verlust ist, wie immer bei langfristigen Anlagen, immer nur ein – sehr schmerzhafter – Meilenstein auf einem sehr langen Weg. Nichtsdestoweniger hat ihn der Verlust schon einmal von seinem Posten als mittlerweile nur noch viertreichster Mann der Welt katapultiert. Das mag angesichts seines Vermögens zu verschmerzen sein. Es zeigt aber trotzdem, dass man selbst mit großem Reichtum und einem guten Auge immer auf Verluste gefasst sein muss.

Dass Berkshire Hathaway tatsächlich einmal rote Zahlen schreiben könnte, hat bisher niemand glauben wollen. Nun ist es eingetreten – ganz schnell und unversehens. Auch Buffett ist vor so etwas nicht verschont und das sagt vermutlich noch viel mehr darüber aus, zu welchen unglaublichen wirtschaftlichen Schäden diese Pandemie tatsächlich führt. Wer sich der Größenordnung noch nicht bewusst ist, sieht es spätestens jetzt.

Buffetts Haltung ist dabei wie immer relativ entspannt. Er bleibt seinem eisernen Grundsatz “nie gegen Amerika zu wetten” weiterhin unbesehen treu – und rät das auch jedem anderen Anleger. Seiner Meinung nach hätten die USA schon so manchen Rückschlag gemeistert und würden auch diesen meistern. Optimistisch behauptete er in seiner schlicht bodenständigen und doch oft so vielsagenden Art: “Amerika kann nichts aufhalten”.

Bis die Verluste wieder wettgemacht sind, wird allerdings wohl noch geraume Zeit ins Land gehen. Wer eine langfristige Perspektive bei seinen Anlagen verfolgt, der kann das allerdings noch einigermaßen gelassen hinnehmen.

Was wir daraus lernen können

Viele mögen Warren Buffett für einen lebenden Anachronismus halten. Oder für einen, der halt eben an spinnerten Grundsätzen stur festhält. Tatsache ist aber, ganz nüchtern betrachtet gibt ihm sein Erfolg seit weit mehr als einem halben Jahrhundert durchgehend recht.

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Die wichtigste Lehre, die wir daraus ziehen können ist: Wir brauchen Grundsätze bei unseren Anlagen. Und zwar solche, denen wir auch immer treu bleiben, komme was da wolle. Das wirklich Wertvolle wird sich langfristig immer durchsetzen. Und wir brauchen, wenn wir wirklich Werte und Reichtum schaffen wollen, vor allem eine langfristige und gelassene Perspektive. Anders wird das nichts – oder höchstens im Ausnahmefall.

Was wir aber auch lernen können ist, dass es ganz einfach keine unfehlbare Strategie gibt. Verluste können jeden treffen. Selbst die talentiertesten Investoren mit einem Ausnahme-Talent, wenn es um das Finden von wirklich lohnenden Investments geht. Und auch bei viel Talent können diese Verluste desaströs ausfallen. Das ist nun einmal, wie die Börse ist. Wichtig ist dabei, dass wir nicht sofort in Panik verfallen, alle unsere wohl überlegten Werte über Bord werfen und uns im allgemeinen Krisen-Gezappel restlos verausgaben. Ein bisschen Langmütigkeit und Gelassenheit gehört einfach dazu – auch wenn man gerade viel verliert.

Dem einen oder anderen mag auch aufgefallen sein, dass Buffett trotz seines hohen Alters bereit ist, Neues zu lernen und sich mit Dingen zu beschäftigen, die er zuvor noch nicht kannte. Mit Smartphones und Apple – und zuvor mit ETFs, die er persönlich als eine sehr gute Anlageform für den privaten Bereich empfiehlt. Durch sein ruhiges und solides Handeln hat er ETFs wohl fast schon “geadelt”. Sein wohlüberlegtes und immer sachliches Urteil zählt selbst in der Welt der selbsternannten Gurus und Anleger-Könige immer noch außerordentlich viel. Auch daran – und an seiner immer ruhigen Überlegtheit könnte man sich, wenn man wollte, einmal ein Beispiel nehmen.

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